Die korrekte Flaggenführung – eine endlose Diskussion
Immer wieder stellt sich die Frage nach der korrekten Flaggenführung. Im Artikel «Die korrekte Flaggenführung – eine endlose Diskussion» erhalten Sie Antworten zu diesem Thema
Wir haben eine e-Mail unserer niederländischen Versicherungsgesellschaft erhalten. Sie dürfe unser in den Niederlanden registriertes Schiff, von der FINMA diktiert, nicht mehr versichern, weil wir in der Schweiz wohnten und die Versicherungsgesellschaft hier kein Büro betreibe. Darf die FINMA das überhaupt?
Die FINMA nimmt die Aufsicht über Versicherungsunternehmen und Versicherungsvermittler gemäss dem Bundesgesetz betreffend die Aufsicht über Versicherungsunternehmen (Versicherungsaufsichtsgesetz, VAG; SR 961.01) wahr. Dieses Gesetz bezweckt insbesondere den Schutz der Versicherten vor den Insolvenzrisiken der Versicherungsunternehmen und vor Missbräuchen (vgl. Art. 1 VAG). Versicherungsunternehmen, die der Aufsicht gemäss VAG unterstehen, haben die Regelungen der Aufsichtsgesetzgebung zu beachten und bedürfen bspw. zur Aufnahme der Versicherungstätigkeit einer Bewilligung (vgl. Art. 3 Abs. 1 VAG). Ihr niederländischer Versicherer muss also kein Büro in der Schweiz eröffnen, sondern lediglich eine Bewilligung der FINMA einholen. Hätten Sie bspw. eine deutsche Zustelladresse und ein deutsches Bankkonto, wären Sie für Ihren niederländischen Versicherer nicht mehr als in der Schweiz wohnhafte Person erkennbar. Diese Lösung ist natürlich etwas «halbseiden». Korrekter wäre es, wenn Ihr Versicherer die Bewilligung der FINMA einholen würde. Sie sind ja dort wohl nicht der einzige in der Schweiz wohnhafte Versicherungsnehmer.
Ich habe nur Mietboot-Erfahrung. Braucht es nicht viel Erfahrung und eine mehrköpfige Mannschaft, um ein Schiff von plusminus 20 m Länge zu führen?
- Ein Schiff ist kein Auto und ein Kanal ist keine Strasse, ob Klein- oder Grossschiff. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Schiffsführer in die Führung eines grösseren Schiffes einweisen. Was bedeutet es für meine Manöver, ob meine Schraube links- oder rechtsdrehend ist? Brauche ich ein Bugstrahlruder? Wann setze ich eine Spring? Und so weiter und so fort.
- Prägen Sie sich für alle Manöver die drei Elementarregeln der Schiffsführung ein. Erstens: Langsam! Zweitens: Langsam! Drittens: Langsam! Wenn Sie es nicht glauben, so schauen Sie einem Berufsschiffer zu, wenn er mit seinem Frachtschiff ein Schleusen- oder ein Anlegemanöver fährt. Aber jede Regel hat ihre Ausnahme: Auf Fliessgewässern und bei starkem Wind müssen gewisse Manöver mit voller Kraft gefahren werden. Sonst wird man abgetrieben.
- Ein gutes Schiff ist so gebaut, dass es von zwei Personen manövriert werden kann. Auf dem Canal du Nivernais ist Charlotte sogar mit dem Velo voraus gefahren, um Zugbrücken zu öffnen und Christian fuhr die Schleusenmanöver allein.
Wir haben vor, mit unserer Motoryacht von Basel nach Paris und retour zu fahren. Wie berechnen wir die Reisezeiten?
Vorausgesetzt, keine Schleuse ist en panne, kein Kanalabschnitt ist wegen eines Lecks leergelaufen, der Doubs führt kein Hochwasser und alle Kanäle mit Scheitelhaltung haben genug Wasser in den Reseroirseen (prekär, der Winter war sehr niederschlagsarm!), so kann man mit 6 km/h, 20 min pro Schleuse und 6 Stunden Fahren pro Tag kalkulieren. Erkundigen Sie sich frühzeitig bei den VNF nach allfälligen Sperrungen. Bedenken Sie ferner, dass einige Kanäle, die Sie befahren, eine Mittagsruhe der Schleusenwärter kennen.
Wo können wir auf dieser Reise mit unserer Yacht Benzin tanken?
Treibstoff bunkern ist in ganz Frankreich ein Problem. Es gibt relativ wenige Dieseltankstellen direkt am Wasser. Eine Benzintankstelle ist uns überhaupt nicht bekannt. Die meisten Benziner rüsten sich mit Kanistern und einem Rolli aus und tanken an einer Tankstelle in der Nähe des Wassers.
Wo können wir auf unserer Reise den Abwassertank leeren? (etwa alle 2 Tage)?
In den letzten Jahren sind namentlich in Deutschland und den Niederlanden, sehr viele Fäkalien-Abpumpstation eingerichtet worden. Dementsprechend wird das direkte Einbringen von Fäkalien («Schwarzwasser») immer weniger akzeptiert.
Wie bezahlen wir unterwegs?
Bar und mit Kreditkarten. Vergessen Sie nicht, dass Sie für die französischen Gewässer eine Vignette brauchen: www.vnf.fr
Wir wollen auf unserer Ferienreise erreichbar bleiben. Uns schwebt Mobiltelefonie vor. Welche Gesellschaft/Abo für einen guten Monat, am besten mit gratis ankommenden Anrufen, damit ich eine Festnetznummer darauf umleiten kann?
Abos für einen Monat gibt es unseres Wissens. nicht. Allenfalls kaufen Sie die Prepaid-Karte eines nationalen Anbieters. Ankommende Anrufe sind auch dann nicht gratis, wenn Sie eine Telefonnummer des Aufenthaltslandes haben. Handy ist aber nützlich im Verkehr mit den Schleusenwärtern und Hafenmeistern. Für einen Monat würden wir beim schweizerischen Handy bleiben.
Wie haben wir auf dieser Ferienreise Zugriff aufs Internet?
Dafür gibt es in allen grösseren Dörfern ein Internetcafé, hier Cybercafé genannt. Manchmal hat auch das Office de Tourisme Internet. Die französische Tastatur ist allerdings sehr gewöhnungsbedürftig.
Was hat sich als Erdanker unterwegs bewährt?
Wir verwenden zwei Systeme: Eine Art übergrosse Häringe sowie Spezialklemmen für Spundwände, die wir haben schmieden lassen. Die Häringe müssen sehr robust sein, weil vorbeifahrende Berufsschiffe einen derartigen Sog erzeugen, dass normal dimensionierte Häringe ausgerissen werden.
Welche Ausweise benötige ich?
- In den Niederlanden können Vergnügungsschiffe bis zu 15 m Länge, welche keine höhere Geschwindigkeit als 20 km/h erreichen, ohne Führerschein gefahren werden.
- In Belgien, in Frankreich und in Deutschland sind für die Schiffskategorien, die uns hier interessieren, Ausweise notwendig, welche die Fähigkeit des Inhabers belegen, ein Schiff steuern zu können.
- Aufgrund des schweizerischen Führerausweises für Schiffe mit Maschinenantrieb (Kategorie A) stellen die zuständigen kantonalen Schifffahrtsämter ein «Internationales Fähigkeitszeugnis für Führer von Vergnügungsfahrzeugen» (International certificate for pleasure craft operators) aus. Dieses ist gemäss Resolution Nr. 40 der «Economic Commission For Europe Inland Transport Committee» der UNO international anerkannt. Allerdings Muss auf dem Ausweis vermerkt sein, dass er konform zur UN/ECE-Resolution Nr. 40 ist. Dieser Ausweis gilt in Frankreich, Belgien und den Niederlanden für Schiffe bis 25 m.
- Für Deutschland gilt folgendes: Der schweizerische Schiffsführerausweis bzw. der darauf basierende Internationale Schiffsführerausweis berechtigen ab 1. Mai 2017 dazu, ein Fahrzeug mit einer Länge bis zu 20 m auf deutschen Binnenwasserstrassen zu führen. Bis 1. Mai gilt dies nur bis zu einer Schiffslänge von 15 Meter.Was ist zu tun, wenn man ein Schiff über 20 m in Deutschland führen will?
- Man kann den Sportbootführerschein E erwerben.
- Beherrscht man die Grundbegriffe der niederländischen Sprache, so ist der niederländische «klein vaarbewijs I» eine gute Möglichkeit. Dieser ist nach deutschem Recht kein Sportbootführerschein im klassischen Sinne. Er zählt bereits zur Kategorie «Patent» und damit zur Berufsschifffahrt. Dieses Patent ist, anders als der Sportbootführerschein, nicht von der Staatsbürgerschaft abhängig. Im Bereich der Zusammenarbeit zwischen den Anrainerstaaten des Rheins (Zentralkommission für den Rhein) wurde dieses Patent als gleichwertig zum «Sportbootpatent Rhein» anerkannt. Ferner hat Deutschland dieses Patent als gleichwertiges Patent zum «Sportschifferzeugnis» auf den übrigen Binnenwasserstrassen anerkannt.
Zu beachten ist, dass für Schiffe über 20 Meter Länge (bis 1. Mai 2017: 15 Meter) für folgende Binnenwasserstrassen ein Streckenpatent erforderlich ist:
- Elbe von km 0,0 (Schöna) bis km 607,50 (Obere Grenze des Hamburger Hafens)
- Weser von km 0,0 (Hann.-Münden) bis km 204,45 (Minden) – Oberweser
- Donau von km 2249,00 (Vilshofen) bis km 2327,72 (Straubing)
- Untere Havel-Wasserstrasse von km 68,0 (Plaue) bis km 145,8 (Havelberg)
- Oder von km 542,4 (Ratzdorf) bis km 704,1 (Widuchowa)
- Saale von km 0,0 (Mündung in die Elbe) bis km 19,50 (Unterer Vorhafen Schleuse Calbe)
Einzelheiten dazu siehe unter
https://www.elwis.de/Schifffahrtsrecht/Patente/Berufsschifffahrt/index.html
- Bezüglich Sprechfunk ist die gesetzliche Situation im Umbruch. Zurzeit sind Führer von Schiffen über 15 m Länge verpflichtet, eine UKW-Station, über 20 m Schiffslänge zwei UKW-Stationen an Bord zu haben. Die Tendenz geht dahin, dass möglichst alle Schiffe mit Sprechfunk ausgerüstet sind. Erwerben Sie zur Sicherheit den «UKW-Sprechfunkausweis für den Binnenschifffahrtsfunk». Zuständige Behörde ist das BAKOM, Kurse veranstaltet der Schweizerische Schleusenschifferklub (Siehe unter «Links»).
- Ihr Funkgerät bezw. Ihre Funkgeräte müssen über einen ATIS-Code (Automatic Transmitter Identification System) verfügen. Ferner benötigen Sie eine Erlaubnis der zuständigen Behörde (In den Niederlanden die Telecom in Groningen), die Funkstation(en) zu betreiben.
- Für Schiffe ab 20 m ist in den Niederlanden ab 2015 auf allen Binnengewässern ein AIS (Automatic Information System, eine Art Transponder) vorgeschrieben.
- Für Ihr Schiff benötigen Sie einen Eigentumsnachweis. Das kann ein Flaggenzertifikat sein, ein ICP (International Certificate for Pleasure Craft) oder ein Eintrag im niederländischen Schiffskataster. Wir haben ein ICP und ein Katasterdokument.
- Neuere Schiffe benötigen den Nachweis der bezahlten Mehrwertsteuer.
- Ist Ihr Schiff länger als 20 m, so benötigen Sie ein Europäisches Zertifikat, wonach Ihr Schiff den Technical Requirements for Inland Waterway Vessels (TRIWV) entspricht. Ist das ein Grund, nur ein Schiff unter 20 m zu kaufen? Aus zwei Gründen nicht:
- Die Tendenz geht dahin, die Zertifizierungs-Pflicht auf Schiffe über 15 m Länge auszudehnen.
- Was ist Ihnen lieber: Ein nicht zertifiziertes Schiff von 19.9 m oder ein zertifiziertes Schiff von 21 m, das allen massgeblichen Vorschriften entspricht?
Was für ein Schiff kaufe ich?
Die Antwort hängt von Ihren Bedürfnissen und Ansprüchen ab. Was wollen Sie?
- Wollen Sie nur die Fahrsaison von April bis Oktober auf dem Schiff wohnen oder wollen Sie ganzjährig darauf leben? Die Antwort hat praktische Auswirkungen auf die Anforderungen an Heizung, Isolation, Generator und Tankkapazitäten.
- Wo wollen Sie fahren? Die Antwort hat praktische Auswirkungen auf die Anforderungen an die Schiffsgrösse und die Maschinenstärke.
- Wie viele Personen werden mehr oder weniger permanent auf dem Schiff wohnen? Die Antwort hat praktische Auswirkungen auf die Anforderungen an Anzahl Betten, Duschen, Toiletten etc.
- Wie gross soll das Schiff maximal sein? Die Antwort hat praktische Auswirkungen auf die Unterhalts- und Versicherungskosten, Hafengebühren etc.)
- Wieviel Geld wollen und können Sie für Ihr Boot ausgeben? Sie müssen eine reichliche Reserve für Änderungen und Umbauten einkalkulieren!
- Wollen Sie ein neues Boot, ein gebrauchtes Boot oder ein vom ehemaligen Frachtschiff zum Hausboot umgebautes Boot (wie das Unsrige)? Ein neues Schiff ist auf dem neusten Stand der Technik, ein gebrauchtes oder älteres Schiff hat vielleicht versteckte Mängel. Bedenken Sie aber, dass ein neues Boot an Wert verliert, ein klassisches, gebrauchtes Schiff aber an Wert zunimmt, wenn es gut unterhalten wird.
Ich bin noch aktiv im Berufsleben, habe aber die Möglichkeit, ortsunabhängig mit Laptop usw. zu arbeiten. Mein Traum ist, auf einem Schiff zu leben und zu arbeiten. Befahren möchte ich die europäischen Wasserstrassen, im Sommer mehr den nördlichen Bereich wie Holland und die Gewässer um Hamburg und Berlin, im Winter möchte ich mich mehr im Süden aufhalten, z. B. Cote d’Azur oder Italien. Ich suche ein Schiff, das idealerweise folgende Voraussetzungen erfüllt: Penichenmass, d.h. kanaltauglich auch in Frankreich, aber auch küstengewässertauglich. Schließlich muss ich meinen Mini dabeihaben, um schnell mal zu Mandanten oder zum nächsten Flughafen fahren zu können, also braucht es auch einen entsprechenden Kran. Da ich Holz liebe, wäre auch ein solches Schiff in Betracht zu ziehen.
Was Deine Vorstellungen betrifft, so tönt das – sorry! – eher nach einer eierlegenden Wollmilchsau als nach einem Schiff!
Ein «autofähiger» Kran bedeutet beinahe zwingend ein Stahlschiff. Abgesehen davon sind Holzschiffe von einer gewissen Grösse wie schwarze Löcher, in welchen das Geld unkontrollliert verschwindet. Côte d’Azur und Italien befährt man am ehesten mit einer Yacht, aber nicht mit einem Kanalschiff. Einem mittelmeertauglichen Schiff von der Grösse einer Péniche (38 m Länge) sind nicht nur wegen des Tiefgangs, sondern auch wegen der Höhe der Aufbauten viele Kanäle verschlossen.
Ist es denn richtig wie ich vermute, dass wenn man sich für das Leben auf dem Wasser entscheidet (ganzjährig), die Kosten dafür in etwa vergleichbar sind mit denen einer Wohnung ähnlicher Größe?
Wenn die Wohnung aus Stahl ist (laufender Unterhalt, periodisch aufs Trockendock), einen Dieselmotor (Treibstoff, Oelwechsel, Filterwechsel), einen Generator (Treibstoff, Oelwechsel, Filterwechsel) und ca. 8 Akkus plus Starterbatterien (Lebensdauer zwischen 5 und 10 Jahren) hat, dann sind die Kosten etwa vergleichbar. Spass beiseite: Die Rechnung ist ziemlich kompliziert: Auf dem Schiff entfällt die Miete und wenn es ein klassisches Schiff oder eine bekannte Markenyacht ist (Linssen o.ä.), bleibt der Wert erhalten. Werterhaltung setzt aber dauernde Pflege voraus. Die Höhe der Unterhaltskosten steht und fällt damit, was Sie selbst an Eigenleistung zu erbringen fähig und gewillt sind.
Mit welchen laufenden Kosten muss man bei einem Schiff wie «Kinette» rechnen?
Die Frage können wir nicht so allgemein beantworten, weil der Dieselverbrauch von der Maschine und der Heizölverbrauch von der Grösse und der Isolation des Schiffs sowie vom Brenner abhängt. Unser DAF 825 braucht zwischen 4 (Marschfahrt auf Kanal) und 6 (Flussaufwärts mit Gegenströmung) Liter/Stunde. Heizöl brauchen wir bei kalter Witterung (nachts etwa -6 Grad) rund 180 Liter/Monat. Unser Brenner ist ein topmoderner Maritime Booster.
Nicht zu vergessen sind die übrigen laufenden Kosten: Allgemeiner Schiffsunterhalt, Versicherung, Kommunikationskosten (TV, Mobiltelefon, Funklizenz), Hafengebühren inkl. Strom und Wasser usw. Hier sind überhaupt keine Angaben möglich, weil namentlich die Schiffsunterhaltskosten stark von der Eigenleistung abbhängen.
Kann man mit einem Schiff mit Tiefgang 1.1 m alle europäischen Binnengewässer befahren?
- Einer der untiefsten Kanäle in Frankreich ist der Canal du Nivernais, weil er von der Berufsschifffahrt nicht mehr benützt wird und das Geld fürs Ausbaggern fehlt. Freunde von uns haben ihn im Sommer 2007 mit einer Yacht, Tiefgang 1.15 m befahren, ohne dass sie Probleme gehabt hätten. . Wir selbst hatten mit Tiefgang 1.0 m ohnehin keine Schwierigkeiten. Allerdings mussten wir in gewissen, sehr untiefen Kanalabschnitten manchmal sehr, sehr langsam fahren.
- Viele Yachten haben einen Tiefgang um 1.4 m. Das gibt beim Befahren der meisten Flüsse und Kanäle keine Probleme, wohl aber beim Anlegen an Uferbänken.
- Wenn der Tiefgang für Sie wichtig ist, lassen Sie ihn sich schriftlich zusichern und halten Sie ihn als Kaufbedingung fest. Beim Schiffskauf geht das Schiff ohnehin aufs Trockendock. Lassen Sie hier den Tiefgang überprüfen. Der tiefste Punkt ist in der Regel unter der Schraube.
Wo finde ich mein Schiff?
Auf dem Internet:
- www.dehaanenbroese.nl
- www.h2ofrance.com
- www.fikkers.nl
- www.sander-doeve.nl
- www.botentekoop.nl
- www.bowcrest.com
- www.bateauxdumidi.com
In Fachzeitschriften (Frankreich: Fluvial, England: Blue Flag, Niederlande: Boten te koop).
Durch spezialisierte Vermittler. Wir fanden unser Schiff dank dem holländischen Vermittler Ruud Thomas. Leider hat er sich altershalber aus dem Geschäft zurückgezogen. Sein Nachfolger ist
Johann Schoppert, Brouwerstraat 5, 8356 DV Blokzijl.
Festnetz: +31 527 291 111
Mobil: +31 6 53298981
Was kostet ein Schiff?
Eine generelle Antwort ist bei gebrauchten Booten nicht möglich. Unzählige Faktoren beeinflussen den Wert eines Bootes:
- Erhaltungszustand
- Schiffstechnik
- Anzahl und Kapazität der Tanks (inkl. Fäkalientank!)
- Inneneinrichtung
- Ästhetik
- usw.
Die französische Zeitschrift «Fluvial» hat in ihrer Ausgabe vom April 2020 eine Art «Eurotax für Schiffe» veröffentlicht. Die Preise spiegeln den französischen Markt. Der niederländische Markt ist in der Regel günstiger und vor allem sehr viel grösser. Es werden praktisch nur noch EU‑zertifizierte Schiffe angeboten. Von nicht-zertifizierten Schiffen >20m (Certificat communautaire) sollte man die Finger lassen. Die Preise können innerhalb der selben Kategorie stark variieren, massgebend sind der technische Standard und der Zustand des Schiffes. Erwähnt werden muss auch, dass die Preise in den letzten Jahren stark gesunken sind. Das hat mit dem pendenten Brexit sowie den Umweltvorschriften zu tun, die von der EU laufend verschärft werden – bis hin zu Fahrverboten für dieselangetriebene Schiffe in gewissen Städten. Das heisst, dass die verlangten Preise mit Verhandeln stark gedrückt werden können. Für ausgebaute Hausboote, wie sie uns hier interessieren, wurden 2019 folgende Preise (in Euro) verlangt:
Typ Schiff | Länge | Minimalpreis | Durchschnitt | Maximalpreis |
Freycinet (ausgebaut) | 38 m | 149 000 | 335 900 | 850 000 |
Freycinet verkürzt | 17–30 m | 60 000 | 140 200 | 440 000 |
Luxemotor | < 24 m | 60 000 | 140 200 | 220 000 |
Luxemotor | > 24 m | 99 000 | 174 200 | 263 000 |
Tjalk | < 20 m | 75 000 | 108 200 | 160 000 |
Tjalk | > 20 m | 99 000 | 109 700 | 120 000 |
Wie wird ein Schiffskauf abgewickelt?
Es geht bei einem Schiffskauf, wie Sie an den oben aufgeführten Schiffspreisen ersehen, um viel Geld und zwar um Ihr Geld. Abgesehen von den Fällen (die auch vorkommen), dass ein «Verkäufer» gar nicht verkaufen, sondern lediglich den Markt testen will, sitzen Sie am längeren Hebel. Sie haben das Geld und der Verkäufer will Ihr Geld. Natürlich könnte man es auch umgekehrt sehen: Sie wollen ein Schiff und er hat es. Aber der Markt ist so gross, dass ein Schiff wirklich einzigartig sein muss (wie unseres, natürlich!), damit der Verkäufer die stärkere Position hat.
- Schauen Sie das Schiff innen und aussen so gründlich wie nur irgendwie möglich an. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie nicht drängen. Inspizieren Sie die heiklen Stellen gründlich: Die Unterseite der Matratzen (sind die Betten unterlüftet oder feuchtet es?), Nassräume (Ventilation), die Bilge unter den Nassräumen und unter dem Motor; die Umgebung der Türen und Fenster innen und aussen, Stevenrohrverschluss etc. Merke: Ein Schiff rostet von innen, nicht von aussen!
- Am besten ziehen Sie bereits in dieser noch informellen Phase einen erfahrenen Bekannten oder Freund bei. Sie selbst sind vielleicht schon in das Schiff verliebt und Liebe macht bekanntlich blind. Und wer blind ist, übersieht sorgsam zugekittete und übermalte Rostlöcher.
- Lassen Sie an einer beliebigen Stelle die Wandverkleidung abschrauben und prüfen Sie den Zustand des Rumpfes von innen. Wie gut ist die Isolation?
- Verlangen Sie, dass Generator und Motor gestartet werden und achten Sie auf die Farbe der Auspuffgase (blau: evtl. unvollständige Verbrennung, weiss: evtl. Wasserdampf, schwarz: evtl. Kolbenringe schadhaft). Ziehen Sie im Zweifelsfall einen Mechaniker bei, der die Kompression misst.
- Lassen Sie sich die Wartungsunterlagen von Motor und Generator zeigen. Sind Werkstatt-Handbücher vorhanden? Wurden Ölwechsel und Filterwechsel regelmässig gemacht?
- Ist der Motorraum gut zugänglich für die täglichen Unterhaltsarbeiten? Wir kennen Leute, die haben ein Schiff gekauft, bei dem zuerst der Fäkalientank demontiert werden musste, wenn man die Duschepumpe reinigen wollte (Wir. Aber wir haben das seither geändert!).
- Wie alt sind die Akkus? (Die Lebensdauer von Akkus ist beschränkt und neue Akkus sind teuer)
- Schauen Sie hinter Schalt- und Sicherungskästen. Hat hier ein Bastler einen Spaghettisalat angerichtet oder sind alle Drähte und Kabel sowohl korrekt dimensioniert als auch ordentlich beschriftet und verlegt? Ist ein Schaltschema vorhanden?
- Lassen Sie Wasser aus einem Hahn laufen. Genügend Druck? Fremdgeschmack? (Trinkwassertanks sind oft veralgt)
- Verfügt das Schiff über einen Fäkalientank? (Ist in absehbarer Zeit Vorschrift). Wenn nein, kann ein Tank eingebaut werden und mit welchem Aufwand?
- Bestehen Sie unter allen Umständen auf einer Probefahrt. Wie gut ist die Sicht aus dem Steuerstand? (Viele Schiffe sind so verbaut, dass man kaum hinaus sieht!). Ist das Schiff so motorisiert, dass Sie auf einem Fluss oder in einem Gezeitengewässer auch gegen die Strömung ankommen?
- Grundsätzlich I: Elementar sind ein gesunder Rumpf und ein gesunder Motor. Alles andere lässt sich mit überschaubarem finanziellem Aufwand richten.
- Grundsätzlich II: Alles, was über der Wasserlinie ist, ist «gekauft, wie gesehen». Mit dem Unterwasserschiff verhält es sich anders.
- Stellen Sie sicher, dass der Verkäufer auch wirklich zur Übertragung des Eigentums berechtigt ist. Ist er unbeschwerter Eigentümer? Lastet eine Hypothek auf dem Schiff? Auskunft darüber gibt in den Niederlanden der Schiffskataster.
- Der vom Verkäufer angesagte Verkaufspreis ist ein sog. «asking price» oder, in Holländisch, «vraagprijs». Im Klartext heisst das, dass der Preis eine Diskussionsgrundlage ist.
- Falls Sie sich auf einen Preis geeinigt haben, halten Sie schriftlich fest, was alles darin inbegriffen ist: Inventar, Beiboot, Funkausrüstung etc. In Roanne wurde ein wundervoll möbliertes und ausgestattetes Schiff verkauft. Als es die Käuferin übernahm, war es ausgeräumt.
- Halten Sie ebenfalls schriftlich fest, dass Ihre Offerte nur dann gilt, wenn die Expertise des Unterwasserschiffs durch einen von den Versicherungen anerkannten Experten zum Ergebnis hat, dass das Schiff versicherbar ist.
- Halten Sie fest, dass die Stahlplatten des Rumpfes überall mindestens 4 mm dick sein müssen (3 mm sind das Minimum, welches Versicherungen akzeptieren – aber 3 mm sind gopfridschtutz dünn!) und dass im Falle des Aufschweissens neuer Stahlplatten diese mindesten 6 mm dick sein müssen.
- Falls Sie eine Anzahlung leisten (10 bis 15% sind üblich), zahlen Sie auf ein sog. Anderkonto eines Notars.
- Bestehen Sie in jedem Fall darauf, dass ein von Ihnen bestellter Experte das Schiff auf dem Trockendock prüft. Experte und Trockendock inkl. Reinigung des Unterwasserschiffs gehen zu Ihren Lasten. Geben Sie sich nicht und zwar unter keinen Umständen mit einer vom Verkäufer vorgelegten Expertise zufrieden!
- Vereinbaren Sie schriftlich, dass alle Reparaturen, welche am Unterwasserschiff gemacht werden müssen (Ersetzen oder Aufschweissen von Stahlplatten, Ruderlager etc.), vom Verkäufer bezahlt werden. Das ist üblich und üblich ist auch, dass Sie dem Verkäufer ein Rücktrittsrecht einräumen, wenn die von ihm zu bezahlenden Reparaturen mehr als 5% oder 10% (beides ist üblich) des vereinbarten Kaufpreises ausmachen.
- Holen Sie von verschiedenen Versicherungsgesellschaften Offerten ein. Die Unterschiede sind zum Teil frappant!
- Denken Sie daran, dass das oder die Funkgeräte auf Ihren Rufnamen, den Ihnen die zuständige Behörde zuteilt, umprogrammiert werden müssen.
Muss man seinen Wohnsitz in der Schweiz beibehalten?
Wir kennen einige Schweizer Ehepaare, die ganzjährig auf ihrem Schiff wohnen, das europäische Kanalnetz befahren und nirgends mehr gemeldet sind. Dementsprechend bezahlen sie auch nirgends Steuern.
Der Haken dabei ist die schweizerische Krankenversicherung, die einen schweizerischen Wohnsitz erfordert. Solange die Krankenversicherung nicht «merkt», dass die angegebene Adresse in der Schweiz nur eine reine Zustelladresse ist, mag das hingehen. Einige Krankenkassen sind dem Vernehmen nach bereit, Schweizer auch unter diesen Umständen zu versichern. Wir selbst haben in der Schweiz eine kleine Wohnung, damit einen offiziellen Wohnsitz und bezahlen dort Steuern.
Braucht man ein ausländisches Bankkonto?
Es geht auch ohne, aber das Leben ist sehr viel einfacher, wenn man in den Ländern, in denen man sich längere Zeit aufhält, über ein Bankkonto verfügt. Man kann dann Versicherungsprämien, Telefonrechnungen, Funklizenzgebühren etc. im Lastschriftverfahren abbuchen lassen. Vor allem riskiert man keine Unannehmlichkeiten wegen verspäteter Zahlungen (man ist ja als «Kanalzigeuner» nicht so gut erreichbar!). Das Eröffnen eines Bankkontos im Ausland wird aber für in der Schweiz wohnhafte Schweizer wegen zunehmender Regulierungsdichte immer schwieriger.
Wie bleibt man unterwegs erreichbar?
Handy
Wir haben für das Land, in welchem wir uns jeweils aufhalten, eine Prepaid-Karte gekauft.
Internet
Die Lösung für uns haben wir bei der niederländischen Firma 4com gefunden, welche eine SIM-Karte anbietet, mit welcher man in allen europäischen Ländern ohne Roaminggebühren für 40 Euro pro Monat 2 GB zur Verfügung hat: www.4com.nl.
Dazu haben wir ein mobiles WiFi-Gerät gekauft: HUAWEI Mobile WiFi E5372. Damit hat man ein passwortgeschütztes Bord-WLAN für 8 Geräte (Compi, iPhone, IPad und was man halt so zum Leben braucht).
Post
Wir haben vor unserer Abreise alle Vereine, Verbände etc. gebeten, uns nur noch per Mail zu bedienen. Eine Nachbarin leert periodisch den Briefkasten unserer Wohnung in der Schweiz und schickt uns die Post an die Adresse, die wir ihr jeweils angeben. Postlagernd klappt unterschiedlich gut. Postleitzahl und Postamt müssen stimmen!
Disclaimer:
Ohne Disclaimer läuft heute gar nichts mehr und so disclaimen wir eben auch, obwohl das ja eigentlich selbstverständlich ist. Aber man muss sich ja heutzutage vor allen möglichen Gefahren schützen, insbesondere vor amerikanischen Anwälten. Wobei die Frage, ob amerikanische Anwälte eher zur Gattung «Haifisch» oder zur Gattung «Mensch» gehören, wissenschaftlich noch nicht abschliessend beantwortet ist. Also: Wir haben die obenstehenden Antworten nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Aber Irren ist menschlich und selbstverständlich(!) entbindet Sie unsere Zusammenstellung nicht von der angenehmen Aufgabe, bei den Vorbereitungen zum Kauf und beim Kauf selbst eines Schiffes sowie nachher beim Betrieb desselben Ihren gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Wir selbst lehnen freudig jegliche Haftung und Verantwortlichkeit ab, denn schliesslich sind Sie erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Sonst gehören Sie nicht aufs Wasser. Sie sehen, dieser Hinweis ist nicht für amerikanische Anwälte gedacht: Dieselben verfügen nämlich weder über gesunden Menschenverstand noch sind in ihren Augen ihre Klienten für sich selbst verantwortlich.