Paray-le-Monial – Diou – Beaulon – Decize – Avril s/Loire – Marseilles Aubigny – La Charité s/Loire
(Canal du Centre, Canal latéral à la Loire, 146.26 km, 42 Schleusen)
Nach unserem kleinen Abstecher nach Paray-le-Monial fahren wir auf dem Canal du Centre zurück nach Digoin und über die dortige Kanalbrücke zum Canal latéral à la Loire. Dieser Kanal – zu Deutsch Loire-Seitenkanal – verläuft bis Briare entlang der Loire. Dort überquert man die Loire auf einer Kanalbrücke.
Von Briare bis Montargis fährt man auf dem Canal de Briare, von Montargis bis zur Mündung in die Seine auf dem Canal du Loing. Wir sind diese Strecke schon 2007, 2008 und 2009 gefahren (Berichte 33, 34, 51 und 52) und letzten Herbst in umgekehrter Richtung, als wir von Paris ins Winterlager nach Roanne fuhren (Berichte 77 und 78).
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Nach Nevers überqueren wir den Allier auf einer Kanalbrücke, an welche die mächtige Doppelschleuse von Le Guétin mit einem Hub von 9.23 m anschliesst. Im Unterwasser der Schleuse erstreckt sich am linken Ufer ein langer Quai, wo man sehr ruhig liegt. Von hier aus kann man zum Dorf le Bec-d’Allier wandern, wo der Allier in die Loire mündet. Das Mündungsgebiet ist ein Naturparadies. Als wir diese Wanderung im Oktober 2007 machten, führten die beiden Flüsse nur wenig Wasser und zahlreiche Sandbänke prägten die Szenerie.
Jetzt, nach tagelangen Regenfällen, bietet sich ein ganz anderes Schauspiel. Die Sandbänke sind überflutet und nur noch ein einsames Gebüsch ragt aus den Wassermassen, die sich träge dahin wälzen.
Ein Blick zum Himmel macht uns klar, dass das Wasser so bald nicht knapp wird.
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Von 1835 bis 1955 wurden auf dem Canal de Berry Eisenerz und Zement aus den Minen und Öfen des Aubois-Tales transportiert. Der Kanal war schmal, die Schleusen nur 2.7 m breit und ein spezieller Schiffstyp, der sog. Berrichon, befuhr diesen Kanal.
In Marseilles-les-Aubigny wurde das Transportgut auf die grösseren Péniches vom Freycinet-Mass (38.50 x 5.05 m) umgeladen. Der blühende Ort war ein geschäftiger Umschlaghafen mit den üblichen Bistros wie «Au petit matelot» oder «Café de la marine».
Nach dem Zweiten Weltkrieg ereilte den Kanal dasselbe Schicksal, welches – so befürchten wir – aus ökonomischen Gründen über kurz oder lang alle Kanäle des Freycinet-Masses in Frankreich treffen wird: Er wurde aufgegeben und teilweise sogar eingeebnet.
Ein paar hundert Meter westlich des Hafens kann man noch eine alte Zugbrücke als Zeugin einer untergegangenen Epoche finden.
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12 Kilometer und 5 Schleusen später liegt la Chapelle Montlinard, wo man erstens gut liegt und zweitens zu Fuss oder mit dem Fahrrad das auf dem anderen Loire-Ufer liegende La Charité sur Loire erreichen kann.
Die eindrückliche Steinbrücke über die Loire mit ihren massigen Bögen stammt aus dem 16. Jahrhundert (und ist offensichtlich dem Gewicht der 48-Tönner-Lastwagen nicht gewachsen, weshalb sie repariert werden muss), die Basilika Notre Dame, damals die grösste Kirche in ganz Frankreich, ist noch älter, ebenso die Befestigungen aus dem 12. Jahrhundert. Jeanne d’Arc belagerte die Stadt 1429 erfolglos, und dieses offensichtliche Ausbleiben göttlicher Hilfe trug wesentlich zu ihrem späteren Schicksal bei. Heutige Heeresführer werden es dankbar vermerken, dass das Ausbleiben göttlicher Hilfe bei militärischen Aktionen nicht mehr mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen geahndet wird.
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Es ist Spargelzeit. In unmittelbarer Nähe der Schleuse 30 Herry kann man bequem anlegen. Ein paar hundert Meter entfernt ist der Bauernhof der Familie Tissier, welche in ihrem Hofladen um diese Jahreszeit frisch gestochenen Spargel verkauft.
Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen und so decken wir uns mit frisch gestochenem Spargel ein.
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Aus dem Logbuch
- Paray-le-Monial. Praktisch unbeschränkte Anlegemöglichkeiten an langen Quais ohne Einrichtungen, dafür gratis. Im Hafen selbst Übernachtung € 12 inkl. Strom und Wasser. Im Dorf kleiner Supermarkt «Huit à huit», gute Metzgerei, Bäcker, Traiteurs, Apotheken etc. Bekannter Wallfahrtsort mit grosser Basilika. Musée Paul Charnoz (Bodenplatten).
- Diou. Ca. 50 m langer Quai mit Ringen. Wasser, kein Elektrisch. Gratis. Kleiner Supermarkt in 5 Gehminuten Entfernung, gegenüber auf der anderen Strassenseite Bäcker und Metzger. Restaurant «La Tradition» 300 m entfernt. Wird vom Emmentaler Armin Weyeneth mit seiner französischen Frau Claudine geführt. Bodenständige Kost.
- Beaulon sur Loire. Kleiner Hafen in einer Ausbuchtung. Elektrisch und Wasser gratis. Ein Kilometer vom Dorf Beaulon entfernt. Dort guter Bäcker, guter Metzger, kleiner Proximarché, Apotheke, Pizzeria. Kein Wochenmarkt. Dorfmuseum.
- Decize. Zahlreiche Anlegemöglichkeiten im Hafenbecken, an der Loire und in St Léger des Vignes für Yachten mit Strom und Wasser. Für grosse Schiffe Anlegemöglichkeit nur direkt neben dem Gebäude der VNF-Subdivision am Kanal. Gratis inkl. Wasser. Kein Elektrisch. Grosser Intermarché mit Tankstelle ca. 5 Gehminuten entfernt. Ideal für kurzen Einkaufshalt.
- Avril-sur-Loire. Anlegeplatz für ein Schiff 200 m unterhalb der Schleuse 17 «Abron» am rechten Ufer. Keine Einrichtungen, keine Einkaufsmöglichkeiten. Ruhiger Platz für eine ungestörte Übernachtung.
- Le Guétin. Sehr langer Quai mit Pollern unterhalb der Doppelschleuse von Le Guétin. Keine Einrichtungen. Gratis. Gutes Restaurant «Auberge du Pont Canal», Bäckerei, Bar Tabac, keine weiteren Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel. Pittoreske kunstgewerbliche Boutiquen. Parc floral d’Apremont und Bec d’Allier als Sehenswürdigkeiten in angenehmer Velodistanz.
- Marseilles-les-Aubigny. Anlegemöglichkeiten am linken Ufer (Zapfstellen für Strom und Wasser in der Regel von Dauerliegern besetzt) oder am rechtsufrigen Schrägquai (keine Einrichtungen). Einst ein blühender Binnenhafen an der Einmündung des heute stillgelegten Canal de Berry in den Canal latéral à la Loire. Heute als Überreste noch zwei Schiffswerften mit fraglicher Reputation (Raimondo und L’Équerre). Metzger. Lebensmittelladen und Bäcker.
- La Chapelle Montlinard. Anlegemöglichkeiten am linken Ufer zwischen Silo und dem Werkgebäude einer ehemaligen Werft. Schrägquai. Poller. Strom (16 Amp) und Wasser. Beide kostenpflichtig: 1 h 1 Euro, 2 h 2 Euro, 10 h 5 Euro. Zahlen am Kreditkartenautomat. Sehr ruhig und sicher. Im Ort selbst keine Einkaufsmöglichkeiten, wohl aber im auf der anderen Seite der Loire gelegenen La Charité sur Loire. Dort Wochenmarkt am Samstagmorgen. Sehenswerte, aber unterhaltsmässig vernachlässigte Stadt.
- Herry. Anlegemöglichkeit direkt unterhalb der Schleuse 30 Herry. Grasufer, Poller. Keine Einrichtungen. Gratis. Ca. 200 m östlich ist die Ferme Tissier mit einem schönen Hofladen. Zur Spargelzeit frische Spargeln zu günstigen Preisen (1a Qualität 2012 pro kg 5.00 Euro).