Langres (Canal de Marne à la Saône) – St-Symphorien (Saône/Canal du Rhone au Rhin)
Auf dem ganzen Canal de la Marne à la Saône fahren wir zusammen mit Rudy und Josiane, einem Ehepaar aus Reims mit einer holländischen Stahljacht. Wir sind jeweils eine oder mehrere Schleusen vor ihnen, informieren sie via Funk über Gegenverkehr und freie Liegeplätze und sitzen abends beim Apéritiv zusammen.
Diese Abende sind für uns ein Intensivkurs in französischer Sprache, Politik und Kultur, spannender als jede Sprachschule. Bereits jetzt ist abgemacht, dass sie uns in unserem Winterquartier in Roanne besuchen werden.
In Langres stösst Markus mit seinen beiden Kindern Irina und Kasimir zu uns. Die Kinder werden sich in den nächsten beiden Wochen beim Fahren…
…und beim Schleusen nützlich machen.
Markus hat sich derweil vorgenommen, mit Heissluft-Fön und Schaber den alten Lack vom Teak-Steuerhaus herunterzuholen.
Nach einem letzten Blick auf das prachtvoll gelegene Festungsstädtchen Langres…
…geht es noch zwei Schleusen bis zur Wasserscheide des Plateaus von Langres hinauf – und da endlich ist die Schleuse Nr. 1. Begonnen haben wir ja den Aufstieg in Vitry-le-François bei Schleuse Nr. 71.
Eine Schautafel erklärt die Hydrotechnik des Kanals,…
…der von der Marne zum Plateau von Langres hochsteigt, dann durch einen 4.8 km langen Tunnel führt und auf der anderen Seite zur Saône abfällt. Das Wasser fliesst auf der einen Seite zur Marne, auf der anderen Seite zur Saône ab, sodass es riesige Speisebecken braucht. Vier künstliche Seen von acht, zehn, zwölf und sechzehn Millionen Kubikmeter Wasser sichern die Speisung des Kanals.
Der grösste dieser Seen, der Lac de Liez, ist ein beliebtes Erholungsgebiet mit Campingplätzen und Wassersportmöglichkeiten.
Die Anlegemöglichkeiten für eine Übernachtung sind auf dieser Seite der Wasserscheide ziemlich beschränkt, sodass man halt auch einmal sozusagen wild campieren muss. Dafür können unsere Ferienkinder hier ungestört fischen.
Nach drei Tagen Talfahrt passieren wir endlich die letzte Schleuse dieses Kanals, die Schleuse Nr. 43 «Chemin de fer» bei Maxilly und biegen auf die Saône ein. Nach Hunderten von Kilometern auf Kanälen ist es ein herrliches Gefühl, wieder einmal auf einem breiten, träge dahinfliessenden Strom mit natürlichen Ufern zu fahren.
Unsere erste Station ist Pontailler-sur-Saône. Hier treffen wir Bill und Nancy Koenig mit ihrer «Eclaircie». Wir haben dieses amerikanische Ehepaar letztes Jahr auf dem Ardennenkanal kennen gelernt, sind Freunde geworden und haben sie im letzten Winter von der Schweiz aus an ihrem Winterliegeplatz in Frankreich besucht.
Wie letztes Jahr an der Marne liegen unsere beiden Schiffe wieder einträchtig nebeneinander. Während wir uns noch begrüssen und die letzten Neuigkeiten austauschen, legt weiter oben die «Baron de l’Ecluse» an. Diese prächtige Péniche gehört einer Eignergemeinschaft von vier Baslern.
Über Funk rufen wir die «Baron de l’Ecluse» auf und wenig später ereignet sich im Salon von Kinette ein ausgedehnter Apéritiv mit internationaler Beteiligung.
Gegenwärtig ist Hochsaison – Mitte August! Die Bootsvermietungsbasen Dole, Pontailler und St-Jean-de-Losne sind alle in der Nähe und Übernachtungsplätze für ein Schiff von der Länge von Kinette relativ rar, will man nicht grad irgendwo am Ufer die Pflöcke einschlagen. Die «Baron de l’Ecluse» hat in St-Usage, einen Steinwurf von St-Jean-de-Losne entfernt, einen festen Liegeplatz. Urs Gysin erklärt uns den Weg zu diesem Platz und zeigt uns anhand einer Skizze, wie wir an der Dalbe neben dem «Baron de l’Ecluse» festmachen können.
Vorerst machen wir aber noch Zwischenstation in Auxonne und geraten in ein ganzes Rudel von Schweizerjachten. Der Schweizerische Schleusenschifferklub hat sich zu fröhlichem Tun versammelt und umschreibt das als «Burgundertreffen».
Bis hierher haben wir es sorgfältig vermieden, das Wetter zu erwähnen. Wir strafen es nämlich mit Nichtbeachtung. Aber gemäss Logbuch ist der August um das zu nass und zu kühl, um was der Juli zu trocken und zu heiss war. Wir unterscheiden die Tage, an denen es ununterbrochen regnet, von den Tagen, da uns nur periodische, dafür umso kräftigere Wolkenbrüche beglücken.
Zur Abwechslung wird auch einmal ein Gewitter mit viel Blitz und noch mehr Donner abgehalten. Positiv gesehen ist unsere Befürchtung hinfällig, gewisse Kanäle könnten wegen Wassermangels geschlossen werden. Wie sich noch zeigen wird, ist das Gegenteil der Fall.
Jedenfalls hält uns das Wetter nicht von einer Besichtigung des Städtchens Auxonne ab. Sein schiefer Kirchturm ist von weitem zu erkennen und weil Napoleon Bonaparte hier seine ersten soldatischen Sporen abverdient hat, ist er für alle Zeiten dazu verurteilt, in Form eines Standbildes vor der Kirche zu stehen.
Als Zürcher hat man ja ein etwas gespaltenes Verhältnis zu Napoleon Bonaparte. Einerseits haben seine Truppen anno 1799 rund um Zürich ziemlich übel gewütet, gebrandschatzt und geplündert. Anderseits trägt die erste zürcherische Staatsverfassung die Unterschrift von Kaiser Napoleon. Führt man sich die heutige Zürcher Verfassung zu Gemüte, so ist die Frage nicht abwegig, ob es wohl nicht besser herausgekommen wäre, Napoleon hätte den Zürchern auch die neuste Verfassung diktiert. Aber die Zürcher haben zu dieser Verfassung Ja gesagt, also lassen wir das.
Wir fahren also von Auxonne die Saône hinunter nach St-Jean-de-Losne, als wir plötzlich am rechten Ufer die «Award» sehen und deren Eigner Rob, der uns fröhlich zuwinkt. Ihn haben wir letztes Jahr auf der Maas in Belgien kennen gelernt (siehe Bericht Nr. 3/2005).
Mittlerweile strahlt sein Schiff wie neu, da steckt viel Arbeit dahinter. Am Steuerhaus hängt ein Zettel «à vendre», aber wir sind nicht sicher, dass sich Rob wirklich von seiner «Award» trennen könnte.
Unmittelbar vor der Einfahrt in den Canal de Bourgogne biegen wir über Steuerbord (für Landratten: nach rechts) in den Hafen von St-Jean-de-Losne ein, wo die «Baron de l’Ecluse» bereits vertäut ist. Peter Hoch und Urs Gysin, zwei Mitglieder der Eignergemeinschaft, stehen bereit, um uns die Taue abzunehmen. Kurz darauf liegen die beiden Schiffe einträchtig nebeneinander.
Wir schalten einen Hafentag in St-Jean-de-Losne ein, den wir zum Auffüllen unserer Vorräte und zu Unterhaltsarbeiten benützen.
Die Ferien unserer Gäste neigen sich langsam ihrem Ende zu und so beschliessen wir, etwas näher an die Schweiz heranzufahren. Dazu eignet sich der Rhone-Rhein-Kanal am besten. Wir fahren also ein Stück die Saône hinauf und biegen dann bei St-Symphorien-sur-Saône in die erste Schleuse des Rhone-Rhein-Kanals ein. Dort fassen wir einen Télécommandeur, ein Gerät zur Fernsteuerung der Schleusen.
An diesem Tag fahren wir bis Dole. Hier hat die Bootsvermietungsfirma Nicols ihren Sitz. Das heimelet uns sehr an, denn wir mieteten 2003, als wir noch kein eigenes Schiff hatten, in Dole ein Böötchen, mit dem wir bis Montbéliard fuhren. Dole ist so nahe an der Schweiz, dass wir sogar Schweizerdeutsch hören können, wenn wir ganz aufmerksam lauschen. Es stellt sich dann aber heraus, dass das vom gegenüberliegenden Quai kommt, weil die Bootsvermietungs-Basis von Dole fest in der Hand von Schweizer Feriengästen ist…
Bis zwei Schleusen oberhalb Dole fährt man auf dem Kanal, dann folgt nach der Hochwasserschleuse 65N bei Rochefort-sur-Nenon ein erstes Teilstück auf dem Doubs. Aber nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage führt der Doubs Hochwasser und ist teilweise sogar über die Ufer getreten. Treibende Bäume können namentlich leichter gebauten Booten gefährlich werden.
Deshalb hat die für die Schifffahrt verantwortliche VNF (Voies Navigables de France) die Hochwasserschleuse geschlossen und den Doubs für die Schifffahrt einstweilen gesperrt. Dole ist für uns Endstation. Für unsere Gäste ist das weiter nicht tragisch, denn von Dole aus fährt ein direkter TGV in vier Stunden nach Zürich.
Wir selbst bleiben noch zwei Tage in Dole und erkunden die Umgebung per Velo. Der Treidelpfad, welcher dem Kanal entlang führt, ist geteert und für den Motorfahrzeugverkehr gesperrt. Ein idealer Veloweg also!
Dann fahren wir zurück Richtung Saône. In St-Symphorien-sur-Saône, am Anfang des Canal du Rhone au Rhin, grad nach der ersten Schleuse zur Saône, finden wir im Hafen der Firma Bourgogne Marine (www.bourgogne-marine.com) einen idealen Liegeplatz.
Grad ennet der Schleuse fliesst breit und träge die Saône dahin, während wir im Oberwasser der Schleuse in idyllischer Ruhe (ein bisschen Vogelgezwitscher und alle Schaltjahre ein Böötli) und sicher (vor Hochwasser) neben zwei unbewohnten Schiffen liegen.
Als wir seinerzeit für die Funkerprüfung büffelten, besuchten wir einen Vorbereitungskurs bei Fredy Weber. Und weil die Welt, wie wir immer wieder feststellen, sehr klein ist, haben eben dieser Fredy Weber und seine holländische Frau Will exakt bei dieser Schleuse ein Häuschen. Unten war seinerzeit ein Restaurant, oben ein Puff mit vier kleinen Zimmern.
Sie haben es umgebaut, sehr gemütlich. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Puff existiert nicht mehr. Natürlich laden uns Webers zum Nachtessen ein und ebenso natürlich schlagen wir mit einer Gegeneinladung zurück.
Wir beschliessen, die rund zehn Tage bis Ende August an diesem Liegeplatz zu bleiben, wo wir Ruhe, Landstrom und Wasser haben. Anfangs September kommen wieder Gäste zu uns. Bis dahin können wir ungestört am Schiff arbeiten: Das Vorderdeck wird neu gemalt und das Steuerhaus erhält eine Lackschicht nach der anderen.
Sehr geehrter Herr Huber. Habe wieder einmal in Ihrem Reisetagebuch gesurft. Interessante und tolle Berichte mit ebenso schönen Fotoaufnahmen. Herzliche Garatulation dazu. Nächstes Jahr werde ich mich zusammen mit einem Kollegen auf eine Motorradreise nach Finnland und Schweden begeben. Ca. 7’000 km in 4 Wochen mit meiner 1600er Kawasaki Classic Tourer. Hoffe, dass ich meine Erlebnisse danach auch so präsentieren kann. Ich finde das super. Herzliche Grüsse auch an Ihre Frau und weiterhin viel Spass und schöne Erlebnisse auf Ihren weiteren Schiffsfahrten. Grüsse B. Marfurt
Hallo zusammen
Wünsche Euch weiterhin eine Super-Reise und Charlotte
nachträglich noch alles, alles gute zum Geburi.
Eure Home-Page ist super.
Herzlichst
Marcel
PS: Charlotte, ich hoffe dass Du mich das nächste Mal erkennst!!