Ken und seine Frau Lynn sind Engländer und wohnen das ganze Jahr auf ihrer «Captain’s Lady», einem imposanten Stahlschiff von 24.94 Meter Länge und 4.86 Meter Breite. Die Geschichte, wie Ken und Lynn zu diesem Schiff kamen, ist durchaus erzählenswert.
Ken war ein vielbeschäftigter und immer aktiver Bauunternehmer. Als die Zeit seiner Pensionierung nahte, machte sich Lynn Sorgen, wie sie Ken im «Ruhestand» beschäftigen sollte. Warum sie auf die Idee verfiel, ihm den Bau eines Schiffs vorzuschlagen, kann sie nicht sagen. Bis dahin hatten sie nämlich höchstens einmal ein kleines Bötchen gehabt.
Die Beiden machten sich jedenfalls auf die Suche nach einem geeigneten Stahlrumpf, fanden aber nichts Passendes. Ein holländischer Schiffsarchitekt zeichnete ihnen schliesslich einen Rumpf, der ihnen auf Anhieb gefiel. Der Holländer hatte gute Beziehungen zu einer russischen Werft, welche Containerschiffe baut. So wurde also der Rumpf der Captain’s Lady in Russland geschweisst und auf dem Wasserweg nach Rotterdam transportiert, wo er auf einen Tiefladeanhänger verladen und nach England gebracht wurde. Im Jahre 2002 begannen Ken und Lynn mit dem Innenausbau des Schiffes, wobei sie – mit wenigen Ausnahmen – alle Arbeiten selbst machten. Zwei Jahre später waren sie soweit, dass sie über den Ärmelkanal nach Dünkirchen und von dort ins Landesinnere Frankreichs fahren konnten. Den ersten Winter verbrachten sie in Vermenton am Canal du Nivernais, den zweiten in Auxerre an der Yonne und jetzt den dritten Winter in Roanne.
Auf den Schiffsmotor ist Ken besonders stolz. Es handelt sich um einen in Brasilien gebauten Ford Sechszylinder Turbodiesel mit 155 PS. Er fand den noch original verpackten Motor bei einem Landmaschinenhändler, der keine Verwendung für ihn hatte und ihn Ken zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises überliess.
Die Eigner der Captain’s Lady haben grosszügig dimensioniert: Das Schiff verfügt über zwei Trinkwassertanks mit zusammen 9540 Liter, vier Brennstofftanks mit insgesamt 5400 Liter und einen Schmutzwassertank von 6200 Liter.
Das elektrische Bordsystem hat eine Spannung von 220 und 12 Volt. Zum System gehören ein Dreizylinder Perkins Dieselgenerator, welcher 7.5 kVA Strom liefert, ein Studer-Umformer (Schweizer Fabrikat!) mit 2800 Watt, eine Akkubank von 2200 Ampère für den Haushaltstrom sowie je eine 12-Volt-Starterbatterie für Motor und Generator.
Direkt am Schiffsdiesel angeflanscht ist eine Hydraulikpumpe, mit welcher die Bugschraube sowie der Schiffskran betrieben werden. Mit dem Schiffskran heben Ken und Lynn ihr Auto auf Deck, wenn sie mit dem Schiff auf Fahrt gehen.
Geheizt wird mit einer normalen Ölzentralheizung, aber meistens knistert im Cheminée ein gemütliches Holzfeuer.
Gefahren sind Ken und Lynn noch nicht sehr weit, denn der Ausbau ist noch nicht ganz fertig. So planen sie denn auch keine grossen Törns für 2007, sondern wollen hauptsächlich in Roanne bleiben und ihr Schiff fertig ausbauen. Ob und wann sie nach England zurückkehren, wissen sie noch nicht. Zur Sicherheit haben sie ihr Haus nicht verkauft, sondern lediglich vermietet. Immerhin ist Ken schon siebzig Jahre alt und sollte sich eine Hüfte operieren lassen. Aber fahren wollen sie, solange es irgendwie geht.