Lübeck – Lauenburg – Hamburg
(Trave, Elbe-Lübeck-Kanal, Elbe, Hamburger Hafen; 122 km; 8 Schleusen, eine Hubbrücke)
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Seit vielen Jahren verbringen Kuno und Christina Müller mit Tochter Lara jeweils im Herbst eine Woche bei uns an Bord. Als Christian im Herbst 2014 das Elbe-Streckenpatent erwarb, war für sie klar, dass sie bei der ersten Fahrt auf der Elbe nach Hamburg dabei sein wollten (und natürlich durften).
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Dieses Jahr ist es endlich so weit. In Lübeck kommen sie an Bord und wir verbringen alle zusammen noch zwei Tage in der prachtvollen Hansestadt an der Trave.
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Beim Auslaufen aus Lübeck lacht uns die Sonne, diesen Sommer eine eher seltene meteorologische Erscheinung. Sie wird sich auch in den nächsten Tagen kaum bis gar nicht mehr zeigen. Noch aber geniessen wir die Fahrt auf dem idyllischen Elbe-Lübeck-Kanal.
Kuno ist ein erfahrener Segler und kennt unser Schiff seit vielen Jahren. Christian übergibt ihm für diese Reise das Steuer, damit er sich dann auf der Elbe auf die Schiffsführung konzentrieren kann – seine eigentliche Aufgabe als Kapitän (oder, etwas weniger hochgestochen ausgedrückt, als verantwortlicher Schiffsführer).
Als erste Liegestelle auf dem Elbe-Lübeck Kanal drängt sich die Holzspundwand von Grambek bei Kilometer 32 geradezu auf. Dort haben wir bereits auf der Hinfahrt nach Lübeck zwei Nächte verbracht.
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In Lauenburg können wir mit Zustimmung des Schleusenwärters im Oberwasser der Schleuse die Nacht verbringen. Die nächste Liegestelle für uns wäre erst wieder vor Geesthacht.
Christian hat an Hand der Gezeitentabelle ausgerechnet, dass wir etwa um acht Uhr morgens die Schleuse Lauenburg passieren müssen, damit wir eine Stunde später vor der grossen Schleuse von Geesthacht ankommen. Von dieser Schleuse an ist die Elbe Gezeitengewässer mit einem beachtlichen Tidenhub (Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser). Christian will zu dem Zeitpunkt durch die Schleuse, an dem in Geesthacht Hochwasser ist, so dass wir mit ablaufendem Wasser nach Hamburg fahren können. Trotz einer Verzögerung bei der Schleuse Lauenburg und einer längeren Wartezeit vor der Schleuse Geesthacht geht die Kalkulation – wie sich bei der Ankunft in Hamburg zeigen wird – perfekt auf.
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Das Wetter sieht nicht so aus, wie wenn es eine ruhige Fahrt werden würde. Über der Elbe ziehen sich dunkle Wolken zusammen und der Wind frischt auf.
Während des Schleusens in Geesthacht beginnt es wie aus Kübeln zu schütten. Wir nehmen das mit Gelassenheit hin und der Gewissheit, dass es kein schlechtes Wetter, nur ungeeignete Kleidung gibt.
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Von Geesthacht bis Hamburg wechselt die Fahrrinne in unregelmässigen Abständen die Flussseite. Zur Kennzeichnung der Fahrrinnenlage sind links und rechts am Ufer Schifffahrtszeichen aufgestellt.
Ein roter quadratischer Rahmen bedeutet, dass die Fahrrinne am rechten Ufer verläuft, während ein grüner, auf der Spitze stehender quadratischer Rahmen die Fahrrinne am linken Ufer kennzeichnet. Wenn die Fahrrinne das Ufer wechselt, wird dies am rechten Ufer durch ein gelbes stehendes Kreuz angezeigt, am linken Ufer durch ein gelbes liegendes Kreuz.
Diese Schifffahrtszeichen werden von einer sogenannten Stackmeisterei immer wieder den aktuellen Verhältnissen angepasst. Das heisst aber auch, dass man weder nach Karte noch nach GPS fahren darf, sondern einzig und allein auf Sicht nach den erwähnten Schifffahrtszeichen.
Wenn Sie das begriffen haben, so müssen Sie nur noch sämtliche übrigen Schifffahrtszeichen und alle Ortsnamen an der Strecke auf einer blanken Karte auswendig einzeichnen können. Dann sind Sie reif für das Streckenpatent. Kommt nur noch der in Ihrem Schifferdienstbuch verurkundete Nachweis hinzu, dass Sie die Strecke viermal hinauf und viermal hinunter unter Aufsicht eines Ausbilders befahren haben.
In unserer praktischen Anwendung sieht das so aus, dass Christian als Schiffsführer mit dem Fernglas nach dem nächsten gelben Kreuz auf der Seite, die wir befahren, Ausschau hält, dann nach dem anzupeilenden Kreuz am gegenüberliegenden Flussufer und hernach Steuermann Kuno den einzuschlagenden Kurs angibt. So befinden wir uns immer in der Fahrrinne und laufen nie Gefahr, auf einer Sandbank aufzulaufen.
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Die erwähnte Ausbildung mit dem geballten Wissen des Kapitäns (das musste einfach einmal gesagt sein) und die souveräne Steuermannskunst von Kuno (das auch!) lassen die Fahrt nach Hamburg trotz garstigen Wetters zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
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Fünf Stunden nach dem Passieren der Schleuse Lauenburg laufen wir im Hafen Hamburg ein. Unser Ziel ist der Traditionsschiffshafen, direkt neben der Elbphilharmonie. Durch Vermittlung eines Mitglieds der Deutschen Traditions-Motorboot-Vereinigung, der wir ebenfalls angehören, können wir hier für die Zeit unseres Hamburg-Aufenthaltes liegen.
Kaum haben wir im Hafen angelegt, erhalten wir Besuch von der Wasserschutzpolizei. Da wir unter niederländischer Flagge fahren, werden wir samt unseren Passagieren grenzpolizeilich überprüft. Und weil die Beamten ohnehin an Bord sind, werden die Papiere des Kapitäns und des Schiffs einer minutiösen Kontrolle unterzogen. Selbstverständlich ist alles in Ordnung – Hamburg, wir kommen!
Wie die Bilder zeigen, haben wir den schönsten Liegeplatz in ganz Hamburg!
Aus dem Logbuch
- Lübeck. Die alte Hansestadt ist eine der schönsten Städte Norddeutschlands. Liegemöglichkeiten in mehreren Yachthäfen. Neu für Motor- und Segelyachten ist der Hansahafen an der Untertrave. Für Traditionsschiffe Liegemöglichkeit im Museumshafen vor oder hinter der historischen Drehbrücke. Alle Einkaufsmöglichkeiten einer Stadt. Angaben zu kulturellen und sonstigen Sehenswürdigkeiten finden sich in den üblichen Reiseführern. Dennoch zwei Tipps. Kulturtipp: Das Hansemuseum an der Untertrave ist ausstellungsdidaktisch gesehen das modernste und bestgemachte Museum, das wir kennen. Gastrotipp: «Schiffergesellschaft», älteste Gaststätte Lübecks. Obwohl wir bei Traditions-Gaststätten, die über eine jahrhundertealte Vergangenheit und eine entsprechende Inneneinrichtung verfügen, vorsichtig geworden sind, weil man ja auch noch anständig essen und trinken möchte: die «Schiffergesellschaft» ist hervorragend geführt.
- Hamburg. Sportboote pflegen im City Sporthafen neben den St. Pauli Landungsbrücken (beim Feuerschiff) zu liegen. Strom, Wasser und Sanitäranlagen. Wegen des ununterbrochenen Verkehrs von schnell fahrenden Hafenfähren und Rundfahrt-Barkassen ist der Sporthafen eine sehr (sehr!) schaukelige Angelegenheit. Eine ruhigere Ausweichmöglichkeit, aber etwas vom Stadtzentrum entfernt, sind die Yachthäfen in der Dove Elbe, einen Seitenarm der Norderelbe. Als Traditionsschiff konnte Kinette im Traditionsschiffshafen im Sandtorhafen liegen. Einkaufsmöglichkeiten sind Supermärkte in der Nähe der erwähnten Häfen. Alles Wissenswerte über Hamburg findet man in den einschlägigen Reiseführern. Wir haben besucht: Maritimes Museum (beinahe unübersehbare Sammlung von Tausenden wunderschöner Schiffsmodelle aus allen Epochen sowie von allem, was mit See und Seefahrt zu tun hat), Miniatur-Wunderland (die weltweit grösste Miniatur-Anlage im H0-Massstab mit naturgetreu nachgebauten Regionen samt Modelleisenbahnen, rollendem Strassenverkehr sowie startenden und landenden Flugzeugen), Ernst Barlach-Museum und Jenisch-Haus mit eindrücklichen, sehr schön kuratierten Ausstellungen sowie das Musical Aladdin, stellvertretend für eines der zahlreichen in Hamburg aufgeführten Musicals. Gastrotipp: Das nach Meinung unserer Hamburger Gewährsleute beste Fischrestaurant in Hamburg «Alte Helgoländer Fischerstube» am Fischmarkt 4a-c, erreichbar mit der Passagierfähre 62 Haltestelle Fischmarkt. Wir waren zweimal dort, beide Male war das Essen hervorragend und der Service sehr freundlich. Unbedingt reservieren!