Teupitz – Storkow – Königs-Wusterhausen – Köpenick – Berlin-Tempelhof
(Teupitzer Gewässer, Storkower Gewässer, Dahme Wasserstrasse, Teltowkanal; 100,4 km, 2 Zugbrücken, 4 Schleusen)
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Die Teupitzer Gewässer sind landschaftlich sehr reizvoll und idyllisch. Man kann sich nur schwerlich vorstellen, dass hier in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges eine erbitterte Kesselschlacht tobte. Nach dem Zusammenbruch der deutschen 9. Armee wurden deren völlig abgekämpfte Reste in diesem Waldgebiet durch Truppen der Roten Armee eingeschlossen. 30’000 deutsche Soldaten, 10’000 deutsche Zivilisten, zumeist Flüchtlinge, und 20’000 sowjetische Soldaten kamen im Kessel von Halbe ums Leben. Die Deutschen wollten sich nicht den Russen ergeben und in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Die Überlebenden schlugen sich deshalb zu den Amerikanern durch.
Für militärhistorisch Interessierte empfiehlt sich der Besuch der Bunkeranlagen von Wünsdorf, etwa 40 Kilometer südlich von Berlin. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts preussischer Schiessplatz, war Wünsdorf im Ersten Weltkrieg Sitz des Hauptquartiers der Reichswehr, ab März 1935 des Oberkommandos der Wehrmacht und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs des Oberkommandos der «Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland».
Für die Bürger der DDR war das militärische Areal, in welchem 50’000 bis 75’000 Sowjetbürger lebten, Sperrgebiet.
Die weitgehend bombensichere und teilweise bis zu zwanzig Meter in den Erdboden gebaute Bunkeranlage überstand den Zweiten Weltkrieg trotz Bombardements praktisch unbeschädigt. Aufgrund des Potsdamer Abkommens mussten die sowjetischen Truppen die Bunker sprengen, was nur unvollständig gelang, dermassen solide waren sie gebaut.
Natürlich hat das alles mit der Schifffahrt nichts zu tun. Aber wir können uns einfach nicht längere Zeit in einer Gegend aufhalten, ohne uns für ihre Geschichte zu interessieren. Wir wollen es nicht so weit kommen lassen, dass unser geistiger Horizont beim günstigsten Liegeplatz und der besten Fressbeiz endet!
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Deshalb machen wir auch einen kleinen Ausflug in die Weltliteratur. Der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane (1819 bis 1898) unternahm zwischen 1859 und 1881 Wanderungen durch die Mark Brandenburg, welche er in seinem gleichnamigen vierbändigen Werk – «Wanderungen durch die Mark Brandenburg» – niederschrieb. Vom Teupitzer See fahren wir auf der Dahme Wasserstrasse nordwärts zum Storkower See. Der Name «Dahme Wasserstrasse» erweckt allerdings einen falschen Eindruck. Es handelt sich vielmehr um eine Kette von kleinen Seen, die miteinander durch teilweise enge Kanäle, sogenannte Fliessen miteinander verbunden sind.
Auf Fontanes Spuren befahren wir auf dem Weg zum Storkower See nacheinander den Zemminsee, den Schulzensee, den Grossen und den Kleinen Modder See, den Klein Köriser See, den Hölzernen See, den Schmöldesee, den Langen See und den Wolziger See. Die Fliesse zwischen dem Langen und dem Wolziger See heisst übrigens Sauwinkel und das sagt schon alles über deren Enge.
Theodor Fontane hat diese Fahrt so beschrieben: «Es begann zu dunkeln, als wir, zwischen Gross- und Klein-Köris, in ein schwieriges, aus mehreren flachen Becken bestehendes Seengebiet einfuhren, das in seiner Gesamtheit den wenig klangvollen aber bezeichnenden Namen «der Moddersee» führt. Die Karten unterscheiden einen grossen und kleinen. Das Wasser in diesen Becken stand nur etwa fusshoch über einem aus gelbgrünen Pflanzenstoffen bestehenden Untergrund, der so weich war wie ein mit Hilfe von Reagenzien eben gefällter Niederschlag. Unser Schiff durchschnitt diese reizlosen, aber für die Wissenschaft der Torf- und Moorbildungen vielleicht nicht unwichtigen Wassertümpel, die vor uns, unaufgerüttelt, in smaragdner Klarheit, hinter uns in graugelber Trübe, wie ein Quirlbrei von Lehm und Humus lagen.»
Auf unserer Fahrt von Teupitz via Storkow nach Berlin-Tempelhof begleiten uns unsere Berliner Freunde Arthur und Gerlinde. Ihre prachtvolle Segeltjalk steht frisch lackiert und gemalt zum Verkauf. Verständlicherweise fahren sie das Prachtstück jetzt nicht, sondern geniessen es, mit uns mitzufahren.
Vor der Einfahrt in eine Fliesse melden wir uns übrigens regelmässig per Funk, auch wenn hier die wenigsten Motoryachten über Funk verfügen oder Funkbereitschaft erstellt haben. Dennoch machen wir das nicht vergebens, denn bevor wir in die Fliesse vom Teupitzer zum Zemminsee einfahren, melden wir uns routinemässig: «Kinette vom Teupitzer See zu Berg» und erhalten unerwartet eine Antwort: «Kinette für Passagierschiff Schenkenland. Vom Zemminsee zu Tale.» Also warten wir vor der Fliesse, denn bei einer Begegnung in der Fliesse wäre es verdammt eng geworden. Kapitän Stephan Kaubisch gibt uns per Funk noch Tipps für die Weiterfahrt.
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Obwohl hier weit und breit weder Berge noch Täler sind, gibt man in Deutschland die Fahrtrichtung mit «zu Berg» oder «zu Tale» an. Ob man zu Berg oder zu Tal fährt, erkennt man an der Betonnung und ersieht es aus den einschlägigen Unterlagen. Für die Betonnung gibt es eine einprägsame Formel: Rot – Rechts – Runter. Sind die roten Tonnen also auf Steuerbord und die grünen Tonnen auf Backbord, so fährt man zu Tal.
Wenn wir schon beim Thema zu Berg und zu Tal sind, erlauben wir uns einen kleinen Exkurs: In den Niederlanden spricht man aus topographischen Gründen am Funk nur auf den fliessenden Gewässern von «opvaart» (zu Berg) oder «afvaart» (zu Tal). Sonst gibt man die Himmelsrichtung an oder, wenn man in eine Stadt schleust, will man «naar binnen» (hinein) schleusen, die andere Richtung ist dann «naar buiten» (hinaus).
In Frankreich ist man «montant» (zu Berg) und «descendant» oder «avallant» (zu Tal). Entweder man ist auf einem fliessenden Gewässer, dann ist die Sache ohnehin klar, oder man ist auf einem auf einem Kanal. In Frankreich überwinden alle Kanäle eine Erhöhung, sodass man immer entweder zu Berg oder zu Tal schleust. Schleusenlose Verbindungskanäle wie in den Niederlanden gibt es in Frankreich nicht, zumindest unseres Wissens nicht.
Zurück zu unserer Reise von Köpenick durch den Teltowkanal nach Berlin-Tempelhof.
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Auf der Fahrt zum Storkower See erblicken wir auf einem Strommast ein grosses, aus Knüppeln und Ästen gebautes Vogelnest und oben auf der Starkstromleitung einen imposanten Raubvogel. Es handelt sich ohne Zweifel um einen Fischadler, über den in unserem Vogelbestimmungsbuch in der Tat unter anderem steht: «In Nordostdeutschland steht ein grosser Teil der Nester (des Fischadlers) auf Strommasten.»
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Und wenn wir schon bei der Ornithologie sind: Diesen hübschen Reiher fotografierten im bereits erwähnten Sauwinkel. Dennoch handelt es sich nicht um einen Saureiher, sondern um einen Graureiher.
Theodor Fontane hat in seinen Reiseberichten die Beobachtung eines Graureihers im bereits erwähnten Schmöldesee in dem im Jahre 1876 entstandenen Kapitel «An Bord der Sphinx» so geschildert: «Mit der Einfahrt in die «Schmölde» waren wir, um es zu wiederholen, in den «inneren Zirkel» dieses Reviers eingetreten. Eine ausgestellte Schildwacht, wie sie nicht charakteristischer sein konnte, liess uns keinen Zweifel darüber. Inmitten des Sees, auf einer wenig überspülten Sandbank, stand ein grosser, ziemlich fremdartig dreinschauender Grauvogel, und salutierte auf seine Weise durch eingezogenen Hals und Fuss.»
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Wie nahe diese Naturparadiese von Berlin sind, wird uns auf der Rückfahrt bewusst. Unsere nächste Station ist nämlich bereits Köpenick, ein Vorort von Berlin.
Natürlich denkt man bei «Köpenick» sofort an den arbeitslosen Schuhmacher Wilhelm Voigt. Er hatte sich eine Hauptmannsuniform erstanden, nahm einen Trupp Soldaten unter sein Kommando und beschlagnahmte am Nachmittag des 16. Oktober 1906 die Stadtkasse von Köpenick – ein Schelmenstück, das nur im militärgläubigen Preussen möglich war und als Köpenickiade in die Geschichte einging. Dank dem Theaterstück von Carl Zuckmayer wurde der Hauptmann von Köpenick zur literarischen Figur, Heinz Rühmann spielte Voigt im Film.
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Von Köpenick aus fahren wir direkt in den Teltowkanal, dieses Mal ohne – wie auf der Hinfahrt zum Teupitzer See – den Umweg über die Spree-Oder-Wasserstrasse zu machen.
Unser Ziel ist der nur rund 16 km entfernte Hafen Berlin-Tempelhof, wo der Hafenmeister für uns einen Liegeplatz freihält.
Der 1908 eröffnete Tempelhofer Hafen erlangte während der Berlin-Blockade 1948/49 durch die Sowjets grosse Bedeutung, nachdem er auf Anweisung der Alliierten Westmächte eine direkte Schienen-Anbindung an den Flughafen Tempelhof erhalten hatte. Ein Teil der über die Luftbrücke angekommenen Güter wurde auf die Eisenbahn verladen, in den Tempelhofer transportiert und dort auf Binnenschiffe umgeladen. Davon zeugen noch heute die Hafenkräne an der ehemaligen Laderampe.
Heute ist der Tempelhofer Hafen ein Sportboothafen mit allen Einrichtungen wie Strom, Wasser, Dusche und Toiletten. Wegen seiner Nähe zu Bus und U-Bahn ist er für uns ein idealer Ausgangspunkt, um Berlin zu erkunden.
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Noch eine Bemerkung zu unserer Homepage: Nachdem wir dieses Jahr Monat für Monat zwischen 2086 (Februar) und und 3018 (Mai) unterschiedliche Besucher auf unserer Homepage zählten, verzeichneten wir im Monat August 3072 unterschiedliche Besucher, welche uns insgesamt 6892 mal besuchten. Im Durchschnitt waren es monatlich 2750 unterschiedliche Besucher. Danke für das riesige Interesse!
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Aus dem Logbuch
- Teupitz. Liegemöglichkeiten im Hafen der Familie Kaubisch. Alle Einrichtungen. Kostenpflichtig. Restaurant beim Hafen. Einkaufen im Dorf Teupitz.
- Storkow. Marina Schloss Hubertushöhe. Restaurant mit Terrassen, Elektrisch, Wasser, Toiletten, Duschen am Hafen. Kostenpflichtig. In Storkow gute Einkaufsmöglichkeiten.
- Köpenick. Wassersportzentrum Berlin, Berlin Köpenick. Marina beim ***Hotel «Spree-Idyll». Schönes Hafenrestaurant «Windrose». Alle Einrichtungen, kostenpflichtig. Strassenbahn ins Zentrum hält direkt vor der Marina. Andere Möglichkeit (teuer): Yachthafen «Historisches Fährhaus Wendenschloss». Etwas ausserhalb von Köpenick bei der Regattastrecke. Yachthafen mit Elektrisch, Wasser, Toiletten, Duschen. Kostenpflichtig. Gute Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe. Gute Strassenbahnverbindung ins Zentrum von Köpenick.
- Berlin-Tempelhof. Yachthafen mit Elektrisch, Wasser, Toiletten und Duschen. Kostenpflichtig. Direkt hinter dem Hafen grosses Einkaufszentrum. Nähe Bus und U-Bahnstation (Ullsteinstrasse). Kann an schönen Sommerwochenenden lärmig sein. Sonst ruhig und sicher (Security).
Hallo liebe Hubers,
Wir wohnen mit unserer Familie in einem kleinen Dorf bei Wolfenbüttel (der Heimat des Jägermeisters, wenn Sie den kennen), das liegt wiederum südlich von Braunschweig, durch das Sie auf dem Mittellandkanal durchgefahren sind. Nicht weit von uns entfernt ist auch der Stichkanal nach Salzgitter, den Sie wahrscheinlich nicht befahren haben.
Wolfenbüttel und auch Braunschweig sind übrigens sehr sehenswerte Städte, die Sie vielleicht auf dem Rückweg näher erkunden sollten. In Wolfenbüttel gab es im Mittelalter sogar Grachten, auf denen Waren sogar bis ins Stadtschloß transportiert wurden.
Sehr spaßig fand ich übrigens im Bericht Juni die Ausführungen zu den Kleinfahrzeugen bzw. „richtigen“ Binnenschiffen. Unser Langhans ist nur 19m lang und 4m breit und mit ca 1m Tiefgang ein Kleinfahrzeug und NICHT SUK pflichtig, was die Ausrüstungs- und Prüfanforderungen auf nahezu 0 reduziert. Der Langhans, ein ehemaliges Bunkerboot von 1956, hat noch seinen originalen Deutz SA 6M517 Motor. Leider dauert der recht umfangreiche Umbau schon seit 4 Jahren an. Ich hoffe aber, im Laufe des nächsten Jahres fertig zu werden. Wir planen dann den Langhans an die Ostsee Boddenküste zu legen und ihn eher als Wochenendhaus zu nutzen, da ich mit jetzt 46 Jahren noch einige Zeit zu arbeiten habe, und lange Fahrten wie bei Ihnen leider leider nicht so möglich sind.
Den Bereich der Boddenküste östlich von Rostock kann ich Ihnen als Reiseziel (neben der bekannten Mecklenburger Seenplatte) wirklich empfehlen, da es dort neben dem Meer, der Peene und den Bodden auch sehr, sehr schöne Landschaften gibt. Ich hätte da auch einiges an Photos, da dieser Teil Deutschlands unser Hauptreiseziel ist. Das Gästehaus des ZK der SED war übrigens auch in Dierhagen/Neuhaus an der Ostsee, die wußten leider auch, wo es schön ist – das aber nur am Rande.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Weiterfahrt!
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Unger