Templin – Mildenberg – Oranienburg – Berlin-Spandau
(Havel; 119 Kilometer, 6 Schleusen, 1 Hebebrücke)
Verwendete Unterlagen:
Digitale Version von: Mecklenburgische Seenplatte, Binnenkarten Atlas 2 und Berlin und Brandenburg, Binnenkarten Atlas 3, Verlag Kartenwerft, Flensburg 2013; Robert Tremmel: Mecklenburg, Brandenburg, Hafenführer für Hausboote, Berlin 2014; Deutscher Motoryachtverband e.V., Führer für den Binnenfahrtensport, 14. Auflage, Duisburg 2012
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Wir sind im letzten Bericht in Templin stehen beziehungsweise liegen geblieben.
(Als Klammerbemerkung: Dass Schiffe liegen und nicht stehen, hat uns vor Jahren ein Schleusenwärter in Gouda beigebracht. Wir lagen damals vor der Haastrechtsen Brücke, versuchten erfolglos den Brückenwärter über Funk aufzurufen und riefen dann den Schleusenwärter der nahegelegenen Schleuse auf: «Wir stehen vor der Haastrechtsen Brücke und können den Brückenwärter nicht erreichen!» «Sind Sie mit einem Auto unterwegs?» «Nein, mit dem Schiff!» «Dann stehen Sie nicht, dann liegen Sie!» So lernt man doch immer wieder dazu!).
Das hübsche Städtchen Templin in der Uckermark lohnt einen mehrtägigen Aufenthalt. Zum ersten guten Eindruck trägt das Ehepaar Fröhnel bei, welches den Stadthafen als Familienbetrieb betreibt. Sie haben uns den einzigen, für unsere Länge von 22.5 Meter geeigneten Liegeplatz freigehalten und winken uns beim Einlaufen schon von weitem.
Die Gegend um Templin wurde schon im 8. Jahrhundert durch die Slawen besiedelt. Die Stadtgründung soll um 1230 erfolgt sein. 1270 wurde «Templyn» erstmals urkundlich erwähnt. So zumindest haben wir es im sehr hübsch eingerichteten Stadt- und Regionalmuseum im Prenzlauer Tor erfahren. Das Prenzlauer Tor seinerseits gehört zur 1.735 Kilometer langen und sieben Meter hohen Stadtmauer, welche noch völlig erhalten ist. Ihr Bau wurde 1314 begonnen, also vor exakt 700 Jahren, dauerte aber nicht weniger als 100 Jahre. Dieser imposanten Stadtmauer ist es zu verdanken, dass Templin niemals eingenommen wurde.
Man kann das ursprüngliche Städtchen innerhalb der Mauer bequem umwandern, wobei sich exDDR-Plattenbauten und schöne Fachwerkhäuser abwechseln.
Im Vergleich zu Lychen ist Templin geradezu mit quirligem Leben erfüllt, viele kleine Geschäfte, Restaurants und Cafés. Besonders hübsch sind das «Schoko- und Weinlädchen» sowie das Bistro «Templino» in der verträumten Altstadtpassage.
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Wir laufen an einem sehr herbstlichen Morgen bei Frühnebel aus Templin aus und fahren über den spiegelglatten Röddelinsee zurück zur Kannenburger Schleuse, deren Schleusenwärter sich am frühen Morgen noch etwas langsamer bewegt als sonst.
Nach der Schleuse Kannenburg geht es schleusenfrei zuerst auf den Templiner Gewässern und dann auf der Havel zu Tal bis Mildenberg. Auf den zehn Havelkilometern von Burgwall bis Zehdenick reiht sich links und rechts der Havel ein kleiner See an den anderen. Sie sind untereinander nicht verbunden und meistens auch nicht mit der Havel.
Das Rätsel ihrer Entstehung wird im Ziegeleipark Mildenberg, einem Industriemuseum, aufgelöst.
Hier wurde vom 19. bis weit ins 20. Jahrhundert Ton gestochen und zu Backsteinen gebrannt. Bei den erwähnten kleinen Seen handelt es sich um sogenannte Tonstiche, wo Ton im Tagebau gestochen wurde.
Die Geschichte dieses einst grössten Ziegeleireviers Europas wird im Ziegeleipark Mildenberg erzählt. Der Besuch dieses Industrieparks wird uns leicht gemacht, weil ein riesiges Hafenbecken davon zeugt, wie die Backsteine bis nach der Wende von Mildenberg nach Berlin transportiert wurden – per Schiff. Weil keine Backsteine mehr gebrannt werden, hat sich die Freizeitschifffahrt des Hafens bemächtigt.
«Ach kommn’se eenfach, Liejeplätze hab’ ick endlos!» sagt der Mildenberger Hafenmeister am Telefon – es ist Nachsaison. In der Hochsaison liegen die Yachten hier im Doppelpack.
Die Ringöfen waren übrigens eine geniale Erfindung. Die riesige, rundumlaufende Brennkammer wurde abschnittsweise von oben mit Kohle beschickt, sodass die Hitze langsam rundum wanderte. So konnten hinter dem Feuer die gebrannten Backsteine entnommen und vor dem Feuer die Rohlinge laufend eingebracht werden. Damit war eine permanente Produktion möglich.
Als wir in Burgwall an der Havel bei Dr. Edgar Faust und Elke Knorr, die wir unterwegs kennengelernt hatten, bei Kaffee und Kuchen sassen, kam eben mal schnell der Nachbar vorbei, um stolz seinen Nachmittagsfang zu zeigen.
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Im Juni fuhren wir von Berlin nordwärts Richtung Müritz. Damals hatten wir nur kurz Station in Oranienburg gemacht und das dortige Schloss besichtigt. Natürlich könnten wir jetzt ohne Probleme in einem Tag von Mildenberg bis Berlin durchfahren, aber wir haben noch nicht viel von Oranienburg gesehen, wenn es denn etwas zu sehen gibt.
Kaum haben wir in Oranienburg angelegt – empfangen vom freundlichen Hafenmeister-Stellvertreter, den Sie im letzten Bericht im Bild gesehen haben – läuft die Schweizer Yacht «Gamin» in den Schlosshafen ein. Doris und Hans Rivoire trafen wir letztes Jahr in Haldensleben, als wir mit Wellenschaden am Industriequai lagen. Klar, dass wir uns viel zu erzählen haben – sie von ihrer Polenreise, wir von unserer mecklenburgischen Expedition – und klar, dass dies bei einem strengen Apéritiv geschieht. Ebenso klar ist, dass der Apéritiv eine Fortsetzung findet und zwar in einer Pizzeria unweit des Schlosshafens.
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Oranienburg war aber auch Schauplatz eines der düstersten Kapitel der deutschen Geschichte, denn die Nationalsozialisten errichteten 1936 im Ortsteil Sachsenhausen das gleichnamige Konzentrationslager.
Man betritt das KZ – heute eine Gedenkstätte – durch ein Tor mit der zynischen Inschrift «Arbeit macht frei». Hier wurden rund 200’000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert, von denen Zehntausende als Folge von Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten, Hunger, Krankheit, Misshandlung oder Mord starben.
Unmittelbar nach der Befreiung im Mai 1945 richtete der sowjetische Geheimdienst NKWD auf dem Kerngelände des Konzentrationslagers das Speziallager Nr. 7 ein. Bis zum Frühling 1950 waren hier rund 60’000 Männer, Frauen und Kinder inhaftiert, von denen mindestens 12’000 die Haft nicht überlebten.
Man fragt sich beim Besuch solcher Stätten unwillkürlich, ob der Mensch wirklich die Krone der Schöpfung ist. Wir haben da so unsere Zweifel.
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Nach drei Tagen geht es weiter auf der Havel zu Tal. Je mehr wir uns Berlin nähern, desto mehr Frachtschiffe begegnen uns. Sie transportieren Schrott und vor allem Kohle aus den polnischen Bergbaugebieten, tausende Tonnen Kohle für das Kraftwerk Reuter in Berlin. Ein einziges Schubschiff mit drei vollbeladenen Schuten transportiert rund 1’400 Tonnen Kohle.
Strom wird mit Kohle erzeugt statt mit Kernkraft – man nennt das stolz «Energiewende».
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Wir haben bei unserem letzten Aufenthalt in Berlin Elke Seidler kennen gelernt, die mit ihrer auf 30 Meter verkürzten Péniche «Anny» Flusskreuzfahrten anbietet (www.pinieche-anny.de). Sie hat ihre Saison beendet und uns angeboten, dass wir längsseits an ihrem oberhalb der Eiswerderbrücke in Berlin-Spandau vertäuten Schiff liegen können. Das Angebot haben wir natürlich mit Handkuss angenommen.
Das gibt uns Gelegenheit, Berlin einmal abseits der ausgetretenen touristischen Trampelpfade zu entdecken. Das übliche Berlin-Programm besteht ja in der Regel aus einer Schifffahrt durch Berlin und dann der Besichtigung von Brandenburger Tor, Siegessäule, Bundestag, Potsdamer Platz, Pergamon-Museum und so weiter. Die Orte eben, die man gesehen haben muss, wenn man 48 Stunden zur Verfügung hat, um Berlin reinzuziehen.
Natürlich hat man von Berlin auch nach drei Wochen erst einen Bruchteil gesehen. Eine Aufzählung der Museen, Opernhäuser und Theater, die man besuchen, der Restaurants in denen man essen und der Gebäude, die man gesehen haben sollte, wäre mehr oder weniger endlos.
Berlin besteht eigentlich aus Dörfern, die irgendwann einmal zu einer Grossstadt zusammengewachsen sind. Das klingt ja schon in den Namen einiger Bezirke an: Alt-Mariendorf, Zehlendorf, Hennigsdorf, Reinickendorf, Wilmersdorf und so weiter. Aber einige sind «jottweedee», wie es in Berlin heisst, nämlich «janz weit draussen» und deshalb abseits der Touristenströme.
Spandau war als Standort der mächtigen Zitadelle eigentlich schon lange nicht mehr dörflich und erlebte im Ersten Weltkrieg dank Waffen- und Munitionsfabriken einen industriellen Boom mit bis zu 70’000 Arbeitern, die am Ende des Krieges allesamt auf der Strasse standen.
Ausgerechnet in Spandau entdecken wir ein Naturparadies. «Entdecken» deshalb, weil man hier, im Nordwesten Berlins, alles erwarten würde, nur keine Wasserbüffel, Biberburgen und Brutplätze für Sumpfrohrsänger und Neuntöter.
Eher zufällig stossen wir bei einer Fahrradtour nämlich auf das 67 Hektaren umfassende Landschaftsschutzgebiet «Tiefwerder Wiesen». Dieses Niederungsgebiet wurde einst von Havel und Spree durchflossen. Geblieben sind zahlreiche kleine Gewässer – am «Faulen See» haben Biber eine mächtige Burg gebaut – sowie Feuchtwiesen, Röhrichte und Feuchtwälder. Um eine Verbuschung zu verhindern, werden die Flächen mit Wasserbüffeln und Galloway-Rindern beweidet.
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Eine weitere Spandauer Trouvaille haben wir dem Buch «111 Orte in Berlin, die man gesehen haben muss» zu verdanken. In diesem Reiseführer der anderen Art werden nicht die üblichen touristischen Sehenswürdigkeiten abgehandelt, sondern skurrile, ausgefallene und spannende Orte. Inspiriert von diesem Buch haben wir uns auf die Suche nach dem seit 30 Jahren stillgelegten S-Bahnhof Siemensstadt gemacht. Am Rohrdamm Höhe Hausnummer 83 sind wir fündig geworden.
Hier spuckte die Siemens-Bahn einst tausende von Arbeitern aus ganz Berlin aus. In den Spitzenzeiten hielten die bis zu zwölf Wagen umfassenden Züge im Zweiminutentakt.
Heute erobert die Natur den Bahnhof zurück, das Gelände ist abgesperrt und unzugänglich, der Zutritt verboten. Alles Gründe, um über den Zaun zu klettern und zu fotografieren.
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So wie Städte in der Schweiz ihren Hausberg haben, so hat Berlin seine Haus-Seen. Den Tegelersee und den Wannsee zum Beispiel. Dank des goldenen Oktobers herrscht am Tegelersee buntes Treiben, ein Drehorgelmann in der stilgerechten Aufmachung aus den Zwanziger Jahren und den dazu passenden Berliner Schlagern («Und dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert…»), der Schaufelraddampfer «Havel Queen», unentwegte Sonnenhungrige und zahlreiche Segelboote.
Es wird wohl der letzte schöne Oktobersonntag sein und bald wird hier Ruhe einkehren. Wir werden von hier aus auf der Spree durch Berlin in unser Winterquartier fahren. Diese Fahrt durch Berlin ist uns einen eigenen Bericht wert.
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Aus dem Logbuch
- Templin. Stadthafen mit Strom, Wasser, Waschen, Trocknen, Duschen. Kostenpflichtig. Gastronomie: Kleine Seglerresidenz sowie «Templino Gourmetflammerie» in der Altstadtpassage (unsere Empfehlungen!). Einkaufsmöglichkeiten: Rewe, Neukauf und Lidl. Sehenswürdigkeiten: Maria-Magdalenen-Kirche (Turmbesteigung), Thermalsoleheilbad.
- Mildenberg. Liegemöglichkeiten im Alter Hafen Mildenberg sowie im Yachthafen Mildenberg am Ziegeleipark (sehr teuer!). Strom, Wasser, Duschen. Sehr beschränkte Einkaufsmöglichkeiten. Gastronomie: Das Gasthaus «Alter Hafen» wird für seine regionale Küche gerühmt. Sehenswürdigkeiten: Ziegeleipark mit Feldbahn durch den Naturpark bis Burgwall
- Oranienburg. Schlosshafen. Strom, Wasser, Duschen, Toiletten, Waschen, Trocknen. Alle Einkaufsmöglichkeiten. Gastronomie: Sehenswürdigkeiten: Schloss Oranienburg mit Museum, Gedenkstätte KZ Sachsenhausen.
- Berlin-Spandau. Verschiedene Yachthäfen mit unterschiedlichen Einrichtungen. Gastronomie in der Altstadt von Spandau. Im Fischrestaurant «Raymon’s» haben wir, was Qualität der Speisen und Freundlichkeit des Personals betrifft, keine guten Erfahrungen gemacht. Wenn schon in der Umgebung von Spandau gepflegt Fisch essen, dann bei Sören Engelmann im «Fisherman’s», Eisenhammerweg 20, 13507 Berlin-Tegel. Sehenswürdigkeiten: Spandauer Zitadelle mit Sammlungen und Stadtmuseum. Öffentlicher Verkehr: S- und U-Bahn ab Rathaus Spandau.
Hallo Christian und Charlotte!
Noch habe ich in den Ohren, dass Ihr Momente erlebt habt, da Ihr Eure Kinette für einen EUR verkauft hättet. Etwas ähnlich ergeht es uns jetzt gerade. Nach, Pleiten, Pech und Pannen liegen wir in Lyon fest. Die Kühlwasserpumpe des inneren Kreislaufs hat, beim Anstossen gegen den Strom der Saône (12-15 km/h) innert 5 Minuten den Geist aufgegeben. Gottlob habe ich das sofort bemerkt und den erst besten Anleger gefunden. Genau unterhalb dem Sitz von VNF. Kein Schaden am Motor! Glück gehabt.
Dann ging die Suche nach dem Ersatzteil los. Innert zwei Tagen schafften es unsere Freunde in Holland, eine total revidierte Pumpe zu beschaffen. Nichts wie los zu einem Kurierdienst. Ich sagte noch, bitte FedEX und nicht ein halb- oder gar staatliches Unternehmen. Zu spät! DHL (Deutsche Post) hatte bereits den Auftrag. Toll, auf dem Internet konnte ich unter Trackandtrace entnehmen, dass am 18.11. um 18:05 Uhr der Auftrag zur Abholung und Weiterleitung gebucht wurde. Via SMS erhielt ich von Veno Yachting Vollenhove, die Mitteilung, dass die Pumpe via Weltpaket Premium Luftfracht (!!!) nach Lyon unterwegs sei. Also alle paar Stunden aufs Web, Status immer noch wie 18:05 Uhr vom Mittwoch. Drei Tage später, 21:05 Uhr, dasselbe.
Inzwischen ging eine Telefonstampede los. DHL Holland erklärte, dass sie mit einem Subprovider arbeiten würden, der aber könne keine elektronischen Statusmeldungen versenden. DHL Lyon schickte mich in in Endlos-Warteschlaufen am Telefon, DHL Hauptsitz in Deutschland kann weder französisch noch holländisch. Englisch offenbar auch nicht ! Leider keine Referenz für dieses Unternehmen und ich würde jedem Schiffer raten, sich UPS oder FedEX zu bedienen. Auch wenn die geringfügig teurer sind. Und wenn ich denke, was die Freunde in Holland innert kürzester Frist mit allem möglichen Engagement organisiert haben und dann, das letzte Glied in der logistischen Kette ist eine derartige Schwachstelle! – So was nervt gehörig mehr, als die eigentliche Panne!
Da wir sehr exponiert anlegen mussten, erst noch in einer verbotenen Zone, wurden wir sehr kompetent und fürsorglich begleitet von den Sapeurs Pompiers, der Gendarmerie Fluviale und der Police Fluviale (alle mit Blaulicht) in den super modernen Hafen „Confluence“ geschleppt. Perfekte Manöver, gratis und mit viel Anteilnahme und Goodwill.
Der Skipper denkt ja voraus und teilt dem Absender der Pumpe mit, dass wir jetzt ca. 800 m südlicher im gut erreichbaren Hafen liegen, in der gleichen Stadt notabene und im gleichen Arrondissement. Bestens erreichbar für den erwarteten Kurierdienst mit unserer Pumpe.
Aber hoppla … wer zuviel denkt, vor allem vorausschauend, macht halt Fehler. Die Adressänderung via DHL Niederlande führt jetzt zu einer Verzögerung um eine Woche. Erst dann könne das Super-express und Premium Service Paket zugestellt werden (!)
Und: man kann es fast nicht glauben, das Paket ist am 1.12. angekommen. Als World-Paket-Premium-Luftfracht brauchte es genau 12 (in Worten: zwölf) Tage von Zwolle nach Lyon. Jeder Velo-Kurier aus Holland hätte weniger Zeit gebraucht.
DAS sind dann die Momente wo man(n) über den Verkauf seines Boots für einen EUR nachdenkt!
Aber was solls, wenn ich dann wieder Eure aktualisierten Berichte lese, schmunzeln und nachdenklich nicken muss, geht dann so eine Erfahrung hoffentlich bald wieder vorüber. Danke, Ihr seid uns öfters schon Motivatoren, Durchhaltewillen-Verstärker und sonst noch was gewesen.
Übrigens, solltet ihr noch nie in Lyon festgemacht haben, können wir dazu nur dringlichst raten. Was da städtebaulich, architektonisch mit dem Quartier Confluence entsteht, ist sagenhaft. Dabei ist erst die 1. Etappe fertig. Das lebt und brummt und die Leute sind alle richtig aufgestellt. Die 2. ist im Bau und die 3.+4. wir gerade vorbereitet.
Da würde ich gerne dem gesamten Stadtrat von Zürich einen augedehnten Besuch und intensives Studium dieses Projektes dringendst empfehlen.
Auch der Hafen ist sensationell. Die Lady „M“ liegt auch hier. Das ist eine Yacht in unserer Grösse und …. von Ruud Thomas für die französischen Eigner vermittelt worden! Ja, die Welt ist klein. Nebenbei bezahlen diese für 7 Monate Liegegebühr über den Winter, mit wirklich allem Drum und Dran etwas über 1’200 EUR brutto! Und dies in bester Lage, total neu gebaut und sensationell gelegen. Auch einige Péniches in Eurer Klasse liegen hier. Auch nur geringfügig teurer.
Und von wegen Bonmots: Hier schickte mir Einer eines zum Trost:
Ein Schiff ist die einzige geschlossene Anstalt, die von ihren Insassen geleitet wird. Deren Chancen auf Heilung liegen zum Glück bei Null – aber erklären sie das mal einem an Land!
Chers compatriotes, bien le bonjour
J’ai lu l’article dans „Fluvial“ No 248. J’ai deux bateaux sous pavillon suisse – m/s Intens 1 et m/s Intens 2 – et pour l’instant je navigue en Seine et stationne à Vernon (Eure).
À bientôt et salutations Lions
Colin
Die „Escape“ ist wieder flott!
Liebe Charlotte, lieber Christian
Nach exakt 3 Wochen ist die Escape wieder flott. Profis waren am Werk. Der Kommandant der „Excellence Rhône“ sowie sein Mechaniker haben alles bestens wieder eingebaut. William Fortier (Kommandant) hat seine Jugend auf dem Frachtschiff von seinem Vater verbracht und damit seit Kindsbeinen mit solchen Pannen grosse Erfahrung. Vom Vierstreifen-Anzug in Marineblau – bis zum Blaumann beherrscht er die ganze Klaviatur. Sein ehemaliger Mechaniker, der jetzt in Lyon selbstständig ein Atelier betreibt dito. Beide haben exzellente, sorgfältig und umsichtige Arbeit geleistet.
Dies für einen Stundensatz von EUR 40.0/h!
Es musste im Antriebspully der Pumpe noch eine Keilbahn gestossen, sowie eine Distanzbüchse gedreht werden, weil der Achsbolzen der neuen Pumpe 24 mm länger war als der Alte.
Glücklicherweise hat der Motor keinen Schaden genommen, alles bestens. Nach eingehender Inspektion sind wir wieder fahrfähig und ab nächstem Montag morgen gehts auf den „Schlussspurt“ nach Martigues am Étang-de-Berre, wo wir dann endlich Ruhe finden können.
Rundum war diese Reise doch sehr eindrucksvoll und in der Bilanz positiv. Wir haben viel sehr viel gelernt, viel gesehen und das Wichtigste; wir haben die Solidarität vieler Schiffer, von Amateuren bis zu den Profis – inklusive den VNF Mitarbeitern, kennen und schätzen gelernt. Das war echt toll. Auch Euch allen herzlichen Dank für Daumendrücken, Anteilnahme und Tipps.
Hier ist das Fète des Lumières im Gange. Einfach prächtig was die Stadt Lyon bietet und der Sankt-Nicklaus hat uns im Hafen auch noch besucht, inklusive einem kleinen Päcklein mit Süssigkeiten, einfach so. So findet dieser ungeplante Halt in dieser Stadt ein schönes Ende. Wiedersehen im nächsten Jahr ist garantiert .
Wir wünschen Euch nun geruhsame, friedliche und schöne Festtage und freuen uns, bald wieder und vielleicht auch endlich mal physisch, auf die Kontakte mit Euch.
Herzliche Grüsse
Thomas+Ruth+Toby
PS: Über diese Erfahrungen und Story werde ich einen Artikel in der Schleusenschifferzeitung verfassen, damit auch andere davon profitieren können.