Bremen
Für die Hansestadt Bremen haben wir uns viel, sehr viel Zeit reserviert. Das Rentnerprivileg, nicht nach Zeitplan fahren zu müssen, wissen wir zu schätzen. Mehr noch, wir geniessen es.
Wie Sie es von uns erwarten dürfen, schreiben wir nicht einfach aus Wikipedia ab (dort können Sie nämlich alles Wichtige über Bremen selbst nachlesen). Wir geben schlicht und einfach unsere ganz persönlichen Eindrücke wieder.
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Wie wir im letzten Bericht erwähnt haben, liegen wir im Europahafen. Ursprünglich ein Handelshafen, verlor er mit dem Beginn des Containerschiff-Zeitalters seine Bedeutung. Im hintersten Teil des Hafens entstand ein Yachthafen mit Dauerliege- und einigen Gastliegeplätzen. Unmittelbar daran schliesst ein Anleger für Passagierschiffe an. Dieser wird noch sehr wenig frequentiert, weshalb wir dort einen Liegeplatz erhalten haben.
Auf der Nordostseite des Europahafens befinden sich alte Speicher- und historische Industriegebäude. Auf diesem knapp 300 Hektaren grossen Areal im alten bremischen Hafenrevier wird eines der grössten städtebaulichen Entwicklungsprojekte Europas realisiert: In der «Überseestadt Bremen» wechseln sich auf einem Kilometer Breite und gut dreieinhalb Kilometern Länge historische Industriegebäude mit exklusiven Neubauten ab. Im historischen Schuppen 1 zum Beispiel befinden sich unter vielen anderen mehrere kleine Unternehmen, die hier eine Art Kompetenzzentrum für Oldtimer und Vintage Cars bilden.
Auf der gleichen Ebene liegt das grösste Fitnesszentrum Bremens, darüber exklusive Lofts. Wenn wir schon bei den Superlativen sind: In der Überseestadt befindet sich mit der Firma Stadler das angeblich grösste Fahrradgeschäft Deutschlands.
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Auf der Südwestseite des Hafens, direkt gegenüber unserem Liegeplatz, im Schuppen 2, hat sich die 1829 gegründete Silbermanufaktur Koch & Bergfeld auf 900 Quadratmetern eingerichtet. Hier arbeiten in der «Gläsernen Manufaktur» (weil man sie frei besuchen kann) über ein Dutzend Gold- und Silberschmiede. Koch & Bergfeld ist in der Fussballwelt legendär, weil hier die weltberühmten Trophäen entstehen: Die Meisterschale für den Deutschen Fussballmeister («Salatschüssel»), der Pokal des DFB sowie der UEFA Cup.
In einem Metallkoffer ruht die Meisterschale für den deutschen Fussballmeister, despektierlich «Salatschüssel» genannt.
Natürlich lässt es sich Christian nicht nehmen, einmal die Meisterschale selbst in die Höhe zu stemmen.
Eine weitere Spezialität von Koch & Bergfeld sind unglaublich detailgetreue Schiffsmodelle aus reinem Silber. Vermögende Reeder finden es offenbar schick, ihre Büros mit den kostbaren Silbermodellen zu schmücken. Sie sind eine wahre Augenweide.
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Von der gläsernen Silberschmiede zur gläsernen Brennerei: Ebenfalls im Schuppen 2 finden wir «Piekfeine Brände», wo Birgitta Schulze van Loon und ihr Team mit Leidenschaft Edelobstbrände von kompromissloser Qualität brennen (www.br-piekfeinebraende.de) . Auch wer es nicht so mit den Schnäpsen hat, ist fasziniert von der Vielfalt der unterschiedlichen Aromen: Früchte, Wildfrüchte, Beeren, Getreide, Kräuter und Nüsse. Bei Führungen, Tastings und Brenn-Workshops kann man in die Welt von Obst, Obstverarbeitung, Einmaischen, Gärprozessen und Brenntechnologie eintauchen. Wir haben unter anderen den «Triple Peak» verkostet, einen London Dry Gin, der dreimal destilliert wurde mit Holunder, Sanddorn und Hagebutte sowie feinstem Earl Grey Tea(!). Ein echter Hammer!
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Gehen wir über zur touristischen Schokoladenseite Bremens. Das ist zweifellos das im Zentrum der Stadt gelegene Schnoor-Viertel, bestehend aus verwinkelten Gassen mit zahlreichen kleinen Ladengeschäften, Bistros und Boutiquen. Hier haben wir im kleinen Packhaustheater bei «Schwanensee in Stützstrümpfen» und «Frische Brise» zwei vergnügliche Abende erlebt.
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Mittelalterliches Flair verströmt auch der Marktplatz mit dem alten Rathaus, alten Kaufmannshäusern und dem Dom mit seinen zwei Türmen.
Den einen Turm des Doms kann man besteigen, wenn man die steinerne Wendeltreppe mit ihren 265 Stufen nicht scheut. Leider ist die Aussicht und damit auch die Möglichkeit zu fotografieren, durch ein engmaschiges Gitter eingeschränkt. Wir haben im Laufe unserer nunmehr dreizehnjährigen Reise auf europäischen Gewässern schon viele Kirch-, Aussichts- und Ratshaustürme bestiegen, aber noch nie hat sich die Mühe so wenig gelohnt wie in Bremen.
Dem rechten Ufer der Weser entlang führt die Schlachte, eine beliebte und belebte Promenade. Cafés, Restaurants und Biergärten reihen sich aneinander. Direkt am Weserufer befinden sich eine Marina mit Gastliegeplätze für Yachten, ein Theaterschiff, sowie zwei Dreimastsegler.
Der eine ist das Pfannkuchenschiff, der andere die «Alexander von Humboldt», die ebenfalls ein Restaurant beherbergt. Vom Martini-Anleger aus kann man mit den Passagierschiffen der Reederei Hal över Hafenrundfahrten machen. Ferner fährt von hier aus auch das Kursschiff nach Bremerhaven.
Wir wollen Sie nicht mit zu viel Bremen aufs Mal zumüllen. Wir legen deshalb eine Verschnaufpause ein bis zum nächsten Bericht über Bremen (und Bremerhaven). Aber vorher geniessen wir noch einmal einen Sonnenuntergang im Europahafen, weil es so schön ist!
Aus dem Logbuch:
- Bremen. Europahafen. Kostenpflichtig (Euro 1.20/m). Strom und Wasser werden nach Verbrauch abgerechnet. Sanitäre Anlagen, Waschen und Trocknen. Aldi fussläufig. REWE Lankenau 10 Fahrradminuten. Fünf Fussminuten zu Bus- und Strassenbahnhaltestellen. Drei Haltestellen bis zum Zentrum oder der Weser entlang mit dem Fahrrad. Im Zentrum alle Einkaufsmöglichkeiten. Museen, Gastronomie, Theater und mehrere Kleintheater. Um den Europahafen kein Strassenverkehr. Tag und Nacht ruhiger Hafen.
Einmal mehr ein wunderbarer Reisebericht ergänzt mit tollen Bildern. Macht „gluschtig“ auf die Fortsetzung 🙂