Es geht bei einem Schiffskauf, wie Sie an den oben aufgeführten Schiffspreisen ersehen, um viel Geld und zwar um Ihr Geld. Abgesehen von den Fällen (die auch vorkommen), dass ein «Verkäufer» gar nicht verkaufen, sondern lediglich den Markt testen will, sitzen Sie am längeren Hebel. Sie haben das Geld und der Verkäufer will Ihr Geld. Natürlich könnte man es auch umgekehrt sehen: Sie wollen ein Schiff und er hat es. Aber der Markt ist so gross, dass ein Schiff wirklich einzigartig sein muss (wie unseres, natürlich!), damit der Verkäufer die stärkere Position hat.
- Schauen Sie das Schiff innen und aussen so gründlich wie nur irgendwie möglich an. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie nicht drängen. Inspizieren Sie die heiklen Stellen gründlich: Die Unterseite der Matratzen (sind die Betten unterlüftet oder feuchtet es?), Nassräume (Ventilation), die Bilge unter den Nassräumen und unter dem Motor; die Umgebung der Türen und Fenster innen und aussen, Stevenrohrverschluss etc. Merke: Ein Schiff rostet von innen, nicht von aussen!
- Am besten ziehen Sie bereits in dieser noch informellen Phase einen erfahrenen Bekannten oder Freund bei. Sie selbst sind vielleicht schon in das Schiff verliebt und Liebe macht bekanntlich blind. Und wer blind ist, übersieht sorgsam zugekittete und übermalte Rostlöcher.
- Lassen Sie an einer beliebigen Stelle die Wandverkleidung abschrauben und prüfen Sie den Zustand des Rumpfes von innen. Wie gut ist die Isolation?
- Verlangen Sie, dass Generator und Motor gestartet werden und achten Sie auf die Farbe der Auspuffgase (blau: evtl. unvollständige Verbrennung, weiss: evtl. Wasserdampf, schwarz: evtl. Kolbenringe schadhaft). Ziehen Sie im Zweifelsfall einen Mechaniker bei, der die Kompression misst.
- Lassen Sie sich die Wartungsunterlagen von Motor und Generator zeigen. Sind Werkstatt-Handbücher vorhanden? Wurden Ölwechsel und Filterwechsel regelmässig gemacht?
- Ist der Motorraum gut zugänglich für die täglichen Unterhaltsarbeiten? Wir kennen Leute, die haben ein Schiff gekauft, bei dem zuerst der Fäkalientank demontiert werden musste, wenn man die Duschepumpe reinigen wollte (Wir. Aber wir haben das seither geändert!).
- Wie alt sind die Akkus? (Die Lebensdauer von Akkus ist beschränkt und neue Akkus sind teuer)
- Schauen Sie hinter Schalt- und Sicherungskästen. Hat hier ein Bastler einen Spaghettisalat angerichtet oder sind alle Drähte und Kabel sowohl korrekt dimensioniert als auch ordentlich beschriftet und verlegt? Ist ein Schaltschema vorhanden?
- Lassen Sie Wasser aus einem Hahn laufen. Genügend Druck? Fremdgeschmack? (Trinkwassertanks sind oft veralgt)
- Verfügt das Schiff über einen Fäkalientank? (Ist in absehbarer Zeit Vorschrift). Wenn nein, kann ein Tank eingebaut werden und mit welchem Aufwand?
- Bestehen Sie unter allen Umständen auf einer Probefahrt. Wie gut ist die Sicht aus dem Steuerstand? (Viele Schiffe sind so verbaut, dass man kaum hinaus sieht!). Ist das Schiff so motorisiert, dass Sie auf einem Fluss oder in einem Gezeitengewässer auch gegen die Strömung ankommen?
- Grundsätzlich I: Elementar sind ein gesunder Rumpf und ein gesunder Motor. Alles andere lässt sich mit überschaubarem finanziellem Aufwand richten.
- Grundsätzlich II: Alles, was über der Wasserlinie ist, ist «gekauft, wie gesehen». Mit dem Unterwasserschiff verhält es sich anders.
- Stellen Sie sicher, dass der Verkäufer auch wirklich zur Übertragung des Eigentums berechtigt ist. Ist er unbeschwerter Eigentümer? Lastet eine Hypothek auf dem Schiff? Auskunft darüber gibt in den Niederlanden der Schiffskataster.
- Der vom Verkäufer angesagte Verkaufspreis ist ein sog. «asking price» oder, in Holländisch, «vraagprijs». Im Klartext heisst das, dass der Preis eine Diskussionsgrundlage ist.
- Falls Sie sich auf einen Preis geeinigt haben, halten Sie schriftlich fest, was alles darin inbegriffen ist: Inventar, Beiboot, Funkausrüstung etc. In Roanne wurde ein wundervoll möbliertes und ausgestattetes Schiff verkauft. Als es die Käuferin übernahm, war es ausgeräumt.
- Halten Sie ebenfalls schriftlich fest, dass Ihre Offerte nur dann gilt, wenn die Expertise des Unterwasserschiffs durch einen von den Versicherungen anerkannten Experten zum Ergebnis hat, dass das Schiff versicherbar ist.
- Halten Sie fest, dass die Stahlplatten des Rumpfes überall mindestens 4 mm dick sein müssen (3 mm sind das Minimum, welches Versicherungen akzeptieren – aber 3 mm sind gopfridschtutz dünn!) und dass im Falle des Aufschweissens neuer Stahlplatten diese mindesten 6 mm dick sein müssen.
- Falls Sie eine Anzahlung leisten (10 bis 15% sind üblich), zahlen Sie auf ein sog. Anderkonto eines Notars.
- Bestehen Sie in jedem Fall darauf, dass ein von Ihnen bestellter Experte das Schiff auf dem Trockendock prüft. Experte und Trockendock inkl. Reinigung des Unterwasserschiffs gehen zu Ihren Lasten. Geben Sie sich nicht und zwar unter keinen Umständen mit einer vom Verkäufer vorgelegten Expertise zufrieden!
- Vereinbaren Sie schriftlich, dass alle Reparaturen, welche am Unterwasserschiff gemacht werden müssen (Ersetzen oder Aufschweissen von Stahlplatten, Ruderlager etc.), vom Verkäufer bezahlt werden. Das ist üblich und üblich ist auch, dass Sie dem Verkäufer ein Rücktrittsrecht einräumen, wenn die von ihm zu bezahlenden Reparaturen mehr als 5% oder 10% (beides ist üblich) des vereinbarten Kaufpreises ausmachen.
- Holen Sie von verschiedenen Versicherungsgesellschaften Offerten ein. Die Unterschiede sind zum Teil frappant!
- Denken Sie daran, dass das oder die Funkgeräte auf Ihren Rufnamen, den Ihnen die zuständige Behörde zuteilt, umprogrammiert werden müssen.